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Überwacht. In China, hier eine Aufnahme aus einem Internetcafé, werden die Online-Aktivitäten der Menschen genau verfolgt - und unter Umständen unterbunden.

© dpa

Internet in China: Kritische Beiträge werden systematisch zensiert

Eine Studie mit Social Media Websites zeigt, wie Zensur vonstatten geht: Kritik ist durchaus erlaubt, Aufrufe zu Demonstrationen aber nicht.

Dass die chinesische Regierung das wohl „ausgeklügeltste System zur Internet-Kontrolle der Welt“ unterhält, so die Washingtoner NGO Freedomhouse, ist lange bekannt. Die Forschergruppe des Sozialwissenschaftlers Gary King von der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, wollte wissen, wie genau die Zensur kritischer Kommentare auf Social Media Websites oder Newsgroups vonstatten geht. Dazu richteten die Forscher Accounts bei rund 100 chinesischen Social-Media-Seiten ein und schrieben eigenhändig über tausend politisch kritische Kommentare zu gerade aktuellen politischen Ereignissen in China. Mithilfe eines weltweiten Computernetzwerks überwachten sie, ob die Kommentare sofort, erst nach einiger Zeit oder überhaupt nicht online gingen. Dabei achteten sie darauf, dass sie nicht als Wissenschaftler erkannt wurden.

Ebenso verdeckt eröffnete Kings Team auch eine eigene Social Media Website in der Volksrepublik. So bekamen die Forscher Einblick in die Praxis und technischen Möglichkeiten, mit der die für Social Media Websites verantwortlichen Administratoren die Zensurrichtlinien der Regierung erfüllen.

Sie stellten fest, dass die chinesische Zensurstrategie kritische Kommentare zur Veröffentlichung durchaus zulässt – nicht zuletzt, weil solche Kommentare auch für die Regierung eine wertvolle Informationsquelle darstellen, schreiben sie im Fachmagazin „Science“. Sobald die Kritik in der virtuellen Onlinewelt jedoch zu realen politischen Aktionen aufruft, zum Beispiel öffentlichen Demonstrationen oder Protesten, verschwinden die Kommentare oder gehen gar nicht erst online. King schätzt, dass etwa 40 Prozent ihrer Kommentare einen Begutachtungs-Prozess durchlaufen mussten, entweder in Form eines automatischen oder eines menschlichen Zensors. 63 Prozent derart überprüfter Kommentare seien nie online erschienen.

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