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Klima: Regnet es an Wochenenden weniger?

Studie zeigt kein wöchentliches Regenmuster – bis vor Kurzem.

Welcher Tag der Woche ist der nasseste? Über diese Frage haben Wissenschaftler seit Jahrzehnten gestritten. Zwei Studien legen nun nahe, dass es während dieser Zeit keinen wöchentlichen Regenfallzyklus gegeben hat (1)(2). Studie zwei belegt jedoch, dass sich kürzlich ein Muster nasserer Wochentage und trockenerer Wochenenden herausgebildet hat, zumindest im Sommer im Südosten der Vereinigten Staaten.

Die Theorie, dass der künstliche Rhythmus der Arbeitswoche einen Effekt auf das Wetter hat, mag seltsam klingen, doch es gibt eine sinnvolle Erklärung. Höhere industrielle Aktivität an den Wochentagen verursacht mehr in der Luft befindliche Schmutzpartikel, die wiederum die Bildung von Regentropfen in der Atmosphäre verursachen können.

Der Weg, auf dem dies Regenfälle beeinflusst, ist allerdings kein simpler - mehr Schmutzpartikel in der Luft bedeuten nicht zwangsläufig mehr Regen. Wenn jeder Partikel ein Tröpfchen verursacht, verursachen viele unter Umständen viele Tröpfchen, wobei sie das Wasser breiter verteilen, wodurch die Tropfen kleiner als üblich werden. Diese kleinen Tröpfchen werden möglicherweise nie groß genug, um aus den Wolken zu fallen. Die widerstreitenden Effekte der Partikel - die Bildung der Tröpfchen zu beschleunigen, ihre durchschnittliche Größe jedoch zu reduzieren - könnten sich gegenseitig aufheben.

Aufgrund dieser Komplikationen, so sagt Tom Bell, Meteorologe am Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt, Maryland, "würde ein wöchentlicher Zyklus, wenn es ihn gibt, in verschiedenen Regionen und zu unterschiedlichen Jahreszeiten differieren".

Die Theorie, dass Partikel Regentropfen hervorbringen, kam in den 1920er Jahren auf, als behauptet wurde, dass es im Durchschnitt an Sonntagen weniger regne. Seitdem haben verschiedene Messungen vermuten lassen, dass Dienstage die nassesten Tage sind, andere deuteten auf Donnerstage und Freitage hin (3) und manche deprimierenderweise auf Sonntage.

Regenmengen

Arie Laakson und David Schultz vom finnischen Meteorologischen Institut in Helsinki und ihre Kollegen gingen davon aus, dass der einzige Weg, diese Frage zu klären, darin gestünde, eine Menge Daten zu sichten, die eine große geografische Region und einen langen Zeitraum abdecken. Sie trugen die Daten zusammen, die Regenmesser (die Regenwasser sammeln und wiegen) an mehr als 200 Überwachungsstationen in den USA zwischen 1951 und 1992 ermittelt hatten.

Sie fanden heraus, dass es nicht nur keine signifikanten Unterschiede in den durchschnittlichen Regenfällen an verschiedenen Tagen der Woche gegeben hatte, sondern dass es solche Unterschiede auch nicht an einzelnen Stationen gab (1). In anderen Worten: Einen "nassesten Tag der Woche" hat es während er ganzen Zeit nicht gegeben, weder lokal noch landesweit. Falls es einen Effekt gibt, so Laakson, ist er zu klein, um bestimmt zu werden.

Bell und seine Mitarbeiter warfen ebenfalls einen Blick auf Regenfälle, wobei ihnen neuere Satellitenaufnahmen und Daten von Regenmessern zur Verfügung standen (2). "Wir fanden ebenfalls heraus, dass der Wochenzyklus der durchschnittlichen Regenmenge im Südosten der Vereinigten Statten bis in die 1980er Jahre statistisch nicht signifikant war", sagt er. Seitdem jedoch "hat sich ein Zyklus herausgebildet". Die jüngsten Daten zeigen, dass im Südosten der USA im Sommer die Mitte der Woche am nassesten ist und der Sonntag der trockenste Tag.

Bell räumt ein, dass "wir nicht genug wissen", um diese Veränderung erklären zu können. Er und seine Kollegen glauben, dass es etwas mit verschiedenen Treibstoffarten und unterschiedlichen Emissionensregelungen zum Beispiel für Dieselmotoren zu tun haben könnte. "Es erfordert jedoch noch eine Menge Forschung, um diese Hypothese zu validieren", sagt er.

In der Zwischenzeit sieht es so aus, als könnten wenigstens einige von uns trockene Wochenenden genießen.

(1) Schultz, D. M. , Mikkonen, S. , Laaksonen, A. & Richman, M. B. Geophys. Res. Lett. 34, L22815 (2007). (2) Bell, T. L. et al. J. Geophys. Res. (in the press). (3) Cerveny, R. S. & Balling, R. C. Jr Nature 394, 561-563 (1998).

Dieser Artikel wurde erstmals am 7.12.2007 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2007.345. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Philip Ball

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