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Klimawandel: Sommer unterm Dach

In einem Freiluftexperiment halten Forstwissenschaftler Niederschlag von Bäumen fern, um künftige Dürreperioden zu simulieren.

Der Klimawandel macht manchen Förster in Mitteleuropa ratlos. Schließlich benötigt ein Wald mehrere Jahrzehnte bevor er „geerntet“ werden kann. Zwar haben Forscher durchaus Vorstellungen davon, wie das Klima in 100 Jahren sein wird, Forstwissenschaftler aber wissen nicht, welche Baumarten mit diesem Klima am besten zurechtkommen. Dieser Frage widmen sich Andreas Bolte und Jürgen Müller vom Institut für Waldökologie und Waldinventuren des Johann-Heinrich-von-Thünen-Instituts in Eberswalde. Sie starteten jetzt eine Versuchsreihe in ihrem Freilandlabor Drylab. Dort werden junge Rotbuchen der prognostizierten Dürre kommender Jahre ausgesetzt.

Denn in bestimmten Regionen, wie dem Osten Deutschlands, soll es im Sommer künftig erheblich weniger Niederschlag geben als bisher. Um solche Trockenzeiten zu simulieren, ließen die Forscher ein halbtonnenförmiges Dach aus Kunststoff bauen, das Sonnenlicht passieren lässt und das sich auf Schienen über die Bäumchen schieben lässt. Damit können sie je nach Bedarf Regenschauer von den Rotbuchen fernhalten und ihnen so einen Trockensommer vorgaukeln, wie er vielleicht erst in einigen Jahrzehnten real eintreten wird.

Die zurzeit einen halben Meter großen Bäumchen wachsen auf einzelnen Säulen mit gut einem Meter Durchmesser, die bis zur Oberkante in den Boden eingegraben sind. Die Wand dieser insgesamt acht Bodensäulen isoliert die Erde im Inneren von der Umgebung, daher dringt von außen keine Feuchtigkeit zu den Wurzeln der Pflanzen vor. An verschiedenen Stellen der Säulen messen Sensoren die Bodenfeuchtigkeit. Außerdem haben die Forscher acht durchsichtige Röhrchen in jede der Bodensäulen eingelassen, in denen Spezialkameras auf und ab fahren, um das Wachsen der Wurzeln aufnehmen.

Weil junge Bäume mit ihren flachen Wurzeln besonders empfindlich auf Dürreprioden reagieren und weil sie schneller wachsen als ältere Gehölze, können die Forscher die Einflüsse trockener Sommer schneller und besser studieren als an alten Baumriesen. Dennoch müssen Bolte und Müller viel Geduld mit den Rotbuchen haben. Solide Ergebnisse des Freilandexperiments wird es frühestens in fünf Jahren geben. Roland Knauer

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