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Wissen: Konzentrierter forschen

Die TU Berlin diskutiert über ihre Zukunft.

Um besser im Wettbewerb der Hochschulen zu bestehen, soll die Technische Universität Berlin ihr Forschungsprofil schärfen. Statt wie bisher auf acht sollen sich die TU-Forscher künftig auf nur noch fünf „Kompetenzfelder“ konzentrieren. Dazu gehören die Themen Materialforschung, Infrastruktur&Mobilität, Nachhaltigkeit, Kommunikationstechnologie sowie Technik für das Gesundheitswesen. Das sieht ein Strategiepapier des Präsidiums zur Entwicklung der TU bis zum Jahr 2018 vor, das Präsident Jörg Steinbach im Akademischen Senat (AS) vorstellte. „Wir müssen unsere Entwicklung beschleunigen, damit der Abstand zu den Topunis kürzer wird“, sagte Steinbach.

Zwar stehe die TU deutlich besser da als vor zehn Jahren. Da sich die Konkurrenz aber ebenso weiterentwickelt habe, sei der Abstand zu Topunis wie der RWTH Aachen „immer noch signifikant“. Als Stärken der TU nannte Steinbach die Grundlagenforschung in der Mathematik und in den Naturwissenschaften sowie die „innovationsorientierte“ Forschung, zumal in der Informatik. Allerdings seien bisher nur 40 Prozent der Lehrstühle an Projekten beteiligt, die die Reputation der TU prägten.

Viele Projekte in anderen Fachbereichen seien dagegen zwar wichtig, würden aber nicht als profilbildend für die TU wahrgenommen. Vor allem Vorhaben „mit Dienstleistungscharakter“ müssten daher reduziert werden. Stattdessen müsse man sich auf Forschungsaktivitäten konzentrieren, die die „wahrgenommene Qualität und Reputation insgesamt erhöhen“, wie es in dem Papier heißt. Steinbach nannte hier die Einwerbung von Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Europäischen Forschungsrates. Ein Gradmesser für Qualität könne aber auch sein, wenn ein Fachbereich viele Initiativbewerbungen von guten Nachwuchskräften erhalte.

Steinbach kündigte an, trotz der angespannten Haushaltslage auch 2012 das „Professoren-Erneuerungsprogramm“ aufzulegen. Dafür ständen 3,75 Millionen Euro zu Verfügung. Damit soll wichtigen neu zu berufenden Professoren eine gute Ausstattung geboten werden. Steinbachs Zukunftskonzept sieht aber auch vor, einen Teil der unbefristeten W3-Strukturprofessuren zunächst nur befristet mit W2-Professoren oder mit Juniorprofessoren zu besetzen. Steinbach erhofft sich davon mehr Flexibilität, auch zusätzliche hungrige Nachwuchsforscher könnten so gewonnen werden. Von den in den nächsten sechs Jahren neu zu besetzenden Lehrstühlen könnte das zwei Drittel betreffen.

Dieser Punkt rief im AS Kritik hervor. Der Chemiker Peter Hildebrandt sagte, diese Maßnahme sei allein aus der finanziellen Not geboren: „Da brauchen wir uns nicht in die Tasche lügen.“ Eine große Aussprache über das Strategiepapier soll es im Januar geben. Gemeinsam mit dem Gremium will das Präsidium dann ein neues Leitbild erarbeiten, das spätestens zum Sommer vom AS beschlossen werden soll. In der Lehre will Steinbach Bachelor- und Masterstudiengänge weiter überarbeiten. Verwaltungsvorgänge sollen „deutlich verschlankt“ werden. Tilmann Warnecke

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