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Leben im Eis: Vögel nisten auf dem Gletscher

Der Gletscher- und Klimaforscher Doug Hardy von der Universität von Massachusetts in Amherst in den USA staunte nicht schlecht, als er unmittelbar vor dem Quelccaya-Gletscher im Süden von Peru ein aus Gras geflochtenes Vogelnest fand, das vom Eis gefallen sein musste. In den folgenden Jahren entdeckte er dann immer wieder Nester auf dem Eis.

Der Gletscher- und Klimaforscher Doug Hardy von der Universität von Massachusetts in Amherst in den USA staunte nicht schlecht, als er unmittelbar vor dem Quelccaya-Gletscher im Süden von Peru ein aus Gras geflochtenes Vogelnest fand, das vom Eis gefallen sein musste.

In den folgenden Jahren entdeckte er dann immer wieder Nester auf dem Eis.

Offensichtlich brütete eine Vogelart in einer Höhe von 5200 bis 5300 Metern über dem Meer seine Eier aus. Nirgendwo auf der Welt haben Forscher bisher höher gelegene Nester beobachtet. Überhaupt gibt es unter den mehr als zehntausend Vogelarten auf der Erde nur noch den Kaiserpinguin, der seinen Nachwuchs auf dem Eis bekommt. Allerdings bauen diese Vögel mangels Gras keine Nester, sondern brüten die Eier auf ihren Füßen aus. In den Anden entlarvte Doug Hardy bald den Spiegel-Diuka (Diuca speculifera) als Nestbauer, weil nur diese Spezies dort oben regelmäßig zu sehen ist und sich in kleinen Gruppen neben dem Eis sammelt (The Wilson Journal of Ornithology, Band 120, Seite 614).

Ganz allein sind diese Singvögel auf dem Gletscher allerdings nicht. Genau wie in einigen Schneeflächen wachsen im Gletschereis auch Algen der Art Chlamydomonas nivalis. Diese schützen ihre Sporen mit Karotinoiden genannten Biomolekülen vor einem Sonnenbrand, der durch die extreme Sonnenstrahlung droht. Diese auch von anderen Bakterien, Pflanzen und Tieren genutzten Farbstoffe geben Schnee und Eis einen roten Ton, daher heißt das Phänomen auch „Blutschnee“.

Neben einer Reihe weiterer Algenarten wachsen im Gletschereis und im Schnee auch verschiedene Pilze und Bakterien. Von diesen wiederum ernähren sich etliche Insektenarten, zum Beispiel bestimmte Springschwänze, Schneeflöhe und Schneemücken. In Eis und Schnee gibt es also einen eigenen Lebensraum, den Forscher als „Kryal“ bezeichnen. RHK

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