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Aufgezeigt. Bildungsforscher sehen in den Vera-Aufgaben einen "Schatz", den die Schulen noch gar nicht richtig gehoben haben.

© dpa

Schulvergleich Vera: Lehrer wollen Vergleichstests abschaffen

Die Lehrergewerkschaft GEW und weitere Verbände lehnen die bundesweiten Vergleichsarbeiten Vera in den dritten und achten Klassen ab. Die Tests führten nicht zu besserem Unterricht, lautet ein Argument.

Zehn Jahre nach der Einführung von Vera stehe fest, dass der Ertrag nicht den Aufwand für die Lehrkräfte und die Kosten rechtfertige, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Montag in Berlin. Hochgerechnet fielen allein für Vera 3 jährlich rund 20 Millionen Euro für Lehrerzeitstunden an.

Die Vergleichsarbeiten führten, anders als von der Kultusministerkonferenz (KMK) beabsichtigt, nicht zu besseren Diagnosen über Lernschwierigkeiten oder zu besserem Unterricht. Nach einer Umfrage unter GEW-Mitgliedern nutzen nur knapp 50 Prozent der Befragten die Vera-Ergebnisse für die Schulentwicklung und gut 70 Prozent sehen in den Tests keinen Nutzen für ihren Unterricht. Von rund 1700 angeschriebenen Mitgliedern beteiligten sich allerdings nur 230.

"Kultusbürokraten lassen die Lehrkräfte allein"

„Mit Vera erheben die Kultusbürokraten nur Defizite und lassen dann die Lehrkräfte allein“, sagte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann. In den Rückmeldungen, die Schulen zu den Testergebnissen erhalten, fänden sich keine Hinweise zur Therapie, die Bildungsministerien gewährten Schulen mit schlechten Ergebnissen keine zusätzliche Unterstützung. Es müsse ein Moratorium geben, sagte die Vorsitzende des Grundschulverbandes, Maresi Lassek. Nach einer Evaluation durch unabhängige Experten sollten nur noch alle drei bis vier Jahre Stichproben genommen werden.

Die GEW sieht bestimmte Kinder überfordert

Insbesondere wenden sich GEW und die Verbände gegen Vera für die dritten Grundschulklassen, in denen die Kompetenzen in Deutsch und Mathematik getestet werden. Vergleichsarbeiten in nur zwei Fächern seien wenig aussagekräftig. Zudem überforderten die vom Berliner Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) entworfenen Aufgaben Kinder mit sozialpädagogischem Förderbedarf und zweisprachig Aufgewachsene. Das passe nicht zum Anspruch der KMK, die Inklusion auszubauen.

IQB-Direktor Hans Anand Pant wies die Kritik teilweise zurück. Anstatt Vera abzuschaffen, müsse die Trennwand zwischen den Vera-Befunden und der Unterstützung der Schulen überwunden werden. Sein Institut habe jetzt auch viele leichtere Aufgaben konzipiert, die ab 2015 eingesetzt würden. In den hunderten mittlerweile entwickelten Aufgaben sieht Pant einen „Schatz“, der von den Schulen noch nicht ausreichend im Unterricht genutzt werde. KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) erklärte, Vera habe dazu beigetragen, dass die Bildungsstandards an den Schulen angekommen seien. Zudem biete Vera Lehrkräften gute Vergleichsmöglichkeiten. Die Tests sollten als Chance zur Unterrichtsentwicklung genutzt werden.

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