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Ein Greenpeace-Aktivist hält ein Schild in die Höhe – im Hintergrund das Tiefsee-Bergbauschiff Hidden Gem (Symbolbild)

© REUTERS/Gustavo Graf Maldonado

Massenaussterben befürchtet: Forscher warnt vor zerstörerischem Tiefseebergbau

Umweltforscher Pedro Martinez Arbizu befürchtet katastrophale Auswirkungen des Tiefseebergbaus. Die ökologischen Folgen seien kaum absehbar.

Der Abbau von Erzen in der Tiefsee könnte aus Forschersicht ein Massenaussterben der dortigen Tierwelt nach sich ziehen.

Die metallhaltigen Manganknollen, die dort abgebaut werden sollen, seien in der Tiefsee „das einzige feste Substrat, an dem sich Tiere wie Korallen, Schwämme, Moostierchen oder Anemonen, die einen festen Untergrund brauchen, festhalten können“, erklärte Umweltforscher Pedro Martinez Arbizu im Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Mit seinem Team am Institut Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven forscht er derzeit über die ökologischen Folgen des Tiefseebergbaus.

Die Manganknollen seien in einem Millionen Jahre langen Prozess entstanden, so der Forscher. Einmal abgebaut, dauere es viel zu lange, bis sie nachwüchsen. Die Regenerationsfähigkeit der Tiere sei dabei aufgrund der niedrigen Temperaturen und des begrenzten Nahrungsangebots sehr gering, betonte Martinez Arbizu. „Diese Tiere würden also mit den Knollen verschwinden.“

Ich gehe davon aus, dass Tausende noch unbekannte Arten lokal aussterben könnten, wenn der Abbau beginnt.

Umweltforscher Pedro Martinez Arbizu

Dabei könne nicht mal mit Sicherheit gesagt werden, wie viele Arten betroffen seien. „Ich gehe davon aus, dass Tausende noch unbekannte Arten lokal aussterben könnten, wenn der Abbau beginnt“, sagte der Forscher. „Ob sie ganz aussterben werden, wissen wir nicht, weil sehr wenig über die Verbreitung von Spezies in der Tiefsee bekannt ist.“

Der Umweltforscher warnt davor, überhaupt mit dem Tiefseebergbau zu beginnen, da dieser wohl niemals nachhaltig werden könne. Zunächst müssten die ökologischen Folgen besser verstanden werden. „Die von der Bundesregierung vorgeschlagene vorsorgliche Pause ist meiner Meinung nach der richtige Weg“, sagte Martinez Arbizu.

Derzeit tagt auf Jamaika die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA), um Regeln für den Abbau von Manganknollen und anderen Metallen in der Tiefsee festzulegen.

Die kartoffelgroßen Mineralien bedecken auf Hunderten von Quadratkilometern weltweit den Meeresboden. Sie enthalten neben dem namensgebenden Mangan auch Nickel, Kupfer, Kobalt und Seltene Erden – Rohstoffe, die etwa bei der Produktion von Handys oder Elektroautos zum Einsatz kommen. Hilfswerke und Umweltschützer hatten zuletzt wiederholt einen Stopp aller Abbauinitiativen gefordert. (KNA)

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