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Wissen: Mathe mit Spaß

Günter Ziegler wirbt für ein verkanntes Fach

Mathematik begegnet uns überall. Beim Sudoku, beim Lotto, selbst beim Aufstellen eines Schranks auf dem Dachboden der Schwiegermutter. Günter Ziegler hat dort die große Mathematik entdeckt. Die Frage, ob sich das ausrangierte Möbelstück überhaupt unter der tiefhängenden Decke aufrichten lasse, ließ sich rasch mit der wohl berühmtesten Formel, dem Satz des Pythagoras, beantworten. Glücklicherweise waren die Maße des Schranks kopfrechenfreundlich, so dass Ziegler nach kurzem Überlegen „Passt!“ rief. Die Aussage stimmte, was sonst. Denn eine mathematische Formel stimmt immer, sonst ist es keine. „Die Mathematik ist gnadenlos: fast richtig ist dasselbe wie falsch.“

So steht es in dem Buch des mehrfach ausgezeichneten Berliner Mathematikers und Initiators des Jahrs der Mathematik 2008. Mit seinem aktuellen Werk nimmt Ziegler die Leser mit auf eine spannende Reise durch die Welt seiner Profession. Wo große Köpfe wochen-, monate-, ja jahrelang an einem Problem tüfteln. Selten am Schreibtisch, oftmals im Kaffeehaus, auch am Kaffeeautomat im Flur, in der Kirche oder am Strand.

Ziegler schafft es, Empathie für die Probleme seines Fachs zu erzeugen. Sei es die Suche nach der größten Primzahl oder der Beweis der Riemann’schen Vermutung. Früher oder später gelangt man an den Punkt, den Mathe-Schlüsselfragen inhaltlich nicht mehr folgen zu können. Aber keine Bange, bei einigen Fragen schafft das Ziegler zufolge weltweit ohnehin nur ein Dutzend Leute. Den Ehrgeiz der Wissenschaftler kann man dank der Anekdoten des Autors dennoch nachvollziehen und leidet mehr oder weniger heftig mit ihnen. Denn, das steht für Ziegler fest: Mathe ist mühselig, zuweilen schmutzig, macht aber unterm Strich (dem Summen- , nicht dem Bruchstrich) unglaublich viel Spaß. Ralf Nestler

Günter M. Ziegler: Darf ich Zahlen? Geschichten aus der Mathematik. Piper Verlag, München 2010,

19,95 Euro.

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