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Medizin: Alzheimer aufhalten

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft rechnet für das Jahr 2050 bereits mit mehr als zwei Millionen Alzheimer-Kranken in Deutschland. Medikamente können auch in schweren Fällen helfen.

Knapp anderthalb Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Demenzerkrankung – zwei Drittel davon an Alzheimer. Bei ihnen bilden sich Eiweißklumpen im Gehirn, die die Verbindungen zwischen den Nervenzellen zerstören, sodass die Zellen mit der Zeit verkümmern.

Das Absterben der Neuronen kann bislang weder gestoppt noch rückgängig gemacht werden. Die Patienten leiden unter Gedächtnisverlust, Sprach- und Wahrnehmungsstörungen. Allerdings werden seit einiger Zeit Acetylcholinesterase-Hemmer eingesetzt, die den Fortgang der Krankheit im frühen und mittleren Stadium verlangsamen sollen. Jetzt haben Forscher der Universität Toronto nachgewiesen, dass die Medikamente auch Patienten helfen können, bei denen die Symptome schon stark ausgeprägt sind.

Diese Präparate wirken dadurch, dass sie das Enzym Acetylcholinesterase bei der Arbeit behindern, das im Gehirn die Substanz Acetylcholin abbaut. Dieser Botenstoff ist maßgeblich an der Signalübertragung zwischen den Nervenzellen beteiligt. Steht zu wenig davon zur Verfügung, wird der Informationsfluss im Gehirn gebremst und die kognitiven Leistungen lassen nach. Gelingt es, das abbauende Enzym zu hemmen, steht wieder mehr „Schmiere“ für die Signalübertragung zur Verfügung.

Diese Medikamente können den Krankheitsverlauf aufhalten und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern, von denen die meisten zu Hause von Angehörigen gepflegt werden.

Die Ergebnisse der kanadischen Studie, die an 343 Patienten in den USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien und Australien durchgeführt wurde, werden heute im „Medical Journal“ der Amerikanischen Akademie für Neurologie (AAN) veröffentlicht. Sechs Monate lang bekam die Hälfte der Probanden eine tägliche Dosis des Acetylcholinesterase-Hemmers Donepezil. Die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Vor und während der Medikamenteneinnahme wurden die geistigen Fähigkeiten der Patienten getestet.

Bei 63 Prozent derjenigen, die mit Donepezil behandelt worden waren, stabilisierte oder verbesserte sich der geistige Zustand – genauso wie bei 39 Prozent der Patienten, die ein Placebo bekamen.

Verglichen mit der Placebo-Gruppe, zeigten die mit Donepezil behandelten Patienten eine deutliche Verbesserung der Gedächtnisleistung, Sprachfähigkeit und Aufmerksamkeit. Außerdem konnten sie sich Namen von Personen besser merken und diese zuordnen.

„Die Wirksamkeit von Donepezil auf die geistige Leistungsfähigkeit und den Allgemeinzustand von Patienten mit Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium ist ermutigend“, sagte Sandra Black, Neurologieprofessorin an der Universität Toronto und Mitautorin der Studie.

Durch das Medikament lasse sich das Fortschreiten der Krankheit derart verlangsamen, dass die Patienten länger zu Hause leben könnten, was sich viele Betroffene und deren Angehörige wünschen. „Außerdem würde das die Pflegekosten senken“ sagte Black. Die üblichen Nebenwirkungen von Donepezil, wie Durchfall, Schlaflosigkeit, Schwindel, Infektionen und Blasenprobleme, seien bei den Probanden durchschnittlich häufig aufgetreten.

Die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu. Da die Menschen im Durchschnitt immer älter werden, rechnet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft für das Jahr 2050 bereits mit mehr als zwei Millionen Alzheimer-Kranken in Deutschland. dal/pja

Informationen und Rat gibt es bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Berlin, Friedrichstraße 23, Telefon: 030/ 25 93 79 50, www.deutsche-alzheimer.de sowie unter www.alzheimerforum.de

Dagny Lüdemann, Paul Janositz

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