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Wissen: „Mein Institut war die Philharmonie“ Empfang für Gerhard Ertl in der Berliner Akademie

Die Anstrengung der letzten Wochen stand dem frisch gekürten Chemie-Nobelpreisträger Gerhard Ertl ins Gesicht geschrieben. Am 10.

Die Anstrengung der letzten Wochen stand dem frisch gekürten Chemie-Nobelpreisträger Gerhard Ertl ins Gesicht geschrieben. Am 10. Oktober bekam der Forscher, gerade 71 Jahre alt geworden, jenen Anruf aus Stockholm, der sein Leben völlig umkrempelte. Und am Montagabend nun hatten der Regierende Bürgermeister und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften zu einem Empfang für Ertl geladen. Der Preisträger zählt nicht nur zu den Akademie-Mitgliedern, sondern auch zu deren Neubegründern, wie Akademie-Präsident Günter Stock stolz bemerkte.

Als Ertl nach seinen Vorrednern ans Pult getreten war, war alle scheinbare Mattigkeit verschwunden. Ertl begann mit einem Zitat des Physiker-Kollegen Werner Heisenberg: „Wissenschaft wird von Menschen gemacht.“ Viele waren am Erfolg beteiligt, erinnerte Ertl sich an seine Zeit am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft. Er komme sich wie ein Dirigent vor – passend für einen Hobbymusiker –, der das Glück habe, die Berliner Philharmoniker hinter sich zu haben. „Mein Institut war die Philharmonie.“ Charmanter und unverkrampfter kann man nicht ausdrücken, das man zur Spitze zählt.

„Wir sind alle Nobelpreisträger“, hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit zuvor gesagt. Und stellte anschließend zufrieden und scheinbar widerspruchsfrei fest: „Wissenschaftliche Exzellenz zählt wieder etwas.“ Das sei auch der Exzellenz-Initiative zu danken, die „riesige Debatten“ angefacht und einen Motivationsschub erzeugt habe. Berlin besitze eine einzigartige Uni-Landschaft und wolle nun die hoffungsvollsten Talente aus aller Welt begeistern.

Wowereit verteidigte auch das unter den Berliner Hochschulen umstrittene Superuni-Konzept von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner. Man solle nicht sofort in alte Reflexe verfallen, sondern sich offen mit der Idee auseinandersetzen. „Eigentlich erwarte ich jetzt den aufbrausenden Beifall der Universitäten“, scherzte er.

In einem Punkt widersprach Ertl seinem Bürgermeister. Der hatte ihn mit den Worten zitiert, nobelpreiswürdige Spitzenforschung sei an einer deutschen Hochschule heute nicht mehr möglich. Nein, korrigierte Ertl: ein großer Teil seiner Arbeit sei an Universitäten erfolgt. Bevor er 1986 an das Fritz-Haber-Institut berufen wurde, war Ertl Institutsleiter an der Münchner Uni. wez

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