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Weit hinaus. Robin Kunst war bereits ein Jahr in den USA und ist derzeit an der FU eingeschrieben. Er hofft auf Wohltäter, die gerne in die Bildung junger Leute investieren.

©  privat

Spenden sammeln fürs Studium: Mit Crowdfunding an die Uni

28 000 Euro kostet das Studium von Robin Kunst in London. Er versucht, das Geld online zu sammeln. Viel ist noch nicht zusammen gekommen

Die meisten deutschen Studierenden finanzieren ihr Studium mit Unterstützung ihrer Eltern und durch einen Nebenjob. Doch was, wenn plötzlich die Zusage zu einem teuren Studium im Ausland ins Haus flattert? Als Robin Kunst im Februar eine Antwort der renommierten London School of Economics (LSE) in den Händen hielt, konnte er sein Glück kaum fassen. Doch der einjährige Master in Internationalen Beziehungen dort kostet fast 28 000 Euro Studiengebühren. Die versucht der FU-Student gerade über Crowdfunding zu sammeln – Kleinspenden über das Internet.

„Eines meiner großen Lebensziele war es, in London oder an der Ostküste der USA zu studieren“, sagt er. Die LSE gehört zu den führenden Universitäten in England. Wer hier studiert, kann es weit bringen. Kunst will später für internationale Organisationen im Bereich Entwicklungszusammenarbeit arbeiten. Gerade macht der 23-Jährige ein Praktikum in der Lufthansa-Zentrale und schreibt seine Bachelorarbeit im Fach Nordamerikastudien.

Seine Ersparnisse sind aufgebraucht

Warum aber sollte man ihn unterstützen? „Ich hoffe auf Wohltäter, die gerne in die Bildung junger Leute investieren“, sagt Kunst. „Ich kann mir eine englische Elite-Uni eigentlich nicht leisten, würde diese einmalige Chance aber gerne wahrnehmen.“ Er hat seine Ersparnisse für ein Auslandsjahr in Kalifornien aufgebraucht. Seinen Eltern wollte er nach dem Bachelor nicht mehr länger auf der Tasche liegen – und 28 000 Euro hatten die natürlich auch nicht mal eben übrig. „Ich will mir die LSE selbst finanzieren, aber das funktioniert nur über ein Darlehen.“ Das Crowdfunding könnte die Schuldenlast etwas abfedern, hofft er.

Tatsächlich versuchen das immer mehr Studierende. Auf der Plattform „Gofundme“, wo auch Kunst seinen Aufruf eingestellt hat, finden sich tausende Einträge in der Kategorie Bildung. Doch lohnen sich 28 000 Euro für einen Master, der nur ein Jahr dauert? „Die Studiengebühren sind schon sehr hoch“, gibt Kunst zu. Aber die LSE sei eine sehr gute Uni, die über viele Forschungsmittel und namhafte Dozenten verfüge, von denen Unis in Deutschland nur träumen können.

An der FU vermisst er Kurse über amerikanische Außenpolitik

Trotz des großen Angebots am John-F.-Kennedy-Institut der FU hat Kunst einige Schwerpunkte vermisst. „Es gab zu wenig Kurse über amerikanische Außenpolitik und so gut wie nichts zu Kanada“, kritisiert er. Auch mehr Veranstaltungen abseits des Lehrplans und ein Zusammengehörigkeitsgefühl, wie es an amerikanischen Unis herrsche, würde er sich für Deutschland wünschen. „Da hinkt die FU etwas hinterher, dabei könnte es die Atmosphäre zwischen Studentenschaft und Unileitung verbessern.“

Wie ein Bettler will er nicht rüberkommen

Bisher ist noch nicht viel bei Kunsts Crowdfunding zusammengekommen, 600 Euro etwa, davon 120 Euro über die Internetplattform. Weitere Spender aus seinem Bekanntenkreis waren misstrauisch gegenüber der Plattform und überwiesen lieber direkt. Womöglich ist Crowdfunding für Bildung auch einfach noch nicht in Deutschland angekommen.

Kunst ist enttäuscht, gibt aber auch zu, dass er sich gescheut hat, den Aufruf zu verbreiten. „Ich wollte nicht, dass es so herüberkommt, als würde ich betteln.“ Trotzdem hofft er noch auf Unterstützer. Obwohl nach dem Master vermutlich ein großer Schuldenberg auf ihm lasten wird, bleibt er von seinem Traum-Studium überzeugt. „An Bildung sollte man nicht sparen, und manchmal muss man alles auf eine Karte setzen.“

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