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Viele Studierende, zu wenige Professoren. LMU-Präsident Huber sieht in seinem Vorschlag auch eine Lösung für den anhaltenden Andrang von Studierwilligen.

© dpa

Föderalismus: Münchner Uni-Chef: Bund soll 3000 Professuren stiften

3000 Bundesprofessoren für Universitäten und Fachhochschulen: Der Präsident der LMU München, Bernd Huber, fordert ein Milliarden-Programm des Bundes. 900 Millionen Euro im Jahr sollen dafür aus dem Etat des Bundesforschungsministeriums kommen.

Die Hochschulen sind unterfinanziert, dem wissenschaftlichen Nachwuchs fehlen Perspektiven und der anhaltende Zustrom von Studierenden ist mit enormen Kosten für die Länder verbunden. Der Präsident der LMU München, Bernd Huber, macht jetzt einen Lösungsvorschlag, der den Bund in die Pflicht nimmt. Huber schlägt ein Bundesprogramm zur Schaffung von 3000 zusätzlichen Professuren an Universitäten und Fachhochschulen vor. Der Bund solle dauerhaft 2000 Stellen an Unis und 1000 Stellen an Fachhochschulen finanzieren, fordert Huber in einem Papier, das er am heutigen Donnerstag bei einer Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz in Bonn vorstellen will und das dem Tagesspiegel vorliegt. Wenn die 3000 „Leibniz-Bundesprofessuren“ nach zehn Jahren aufbaut sind, kämen demnach auf den Bund Kosten von jährlich 900 Millionen Euro zu. Auf diese Weise könnte sich der Bund dauerhaft an der Grundfinanzierung der Hochschulen beteiligen, erklärt Huber. Forschung und Lehre würden gestärkt, die Betreuungsrelationen von Professuren zu Studierenden verbessert und die Karrierechancen für Nachwuchswissenschaftler vervielfacht. Voraussetzung sei eine Änderung des Grundgesetzes, über die Bund und Länder sowie Regierung und Opposition seit langem streiten. Die Koalition will dem Bund lediglich erlauben „Einrichtungen an Hochschulen“ zu fördern, die Opposition fordert Bundeshilfen für Schulen und Hochschulen. Huber setzt wie der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) auf eine Änderung des Artikels 91b, um das Kooperationsverbot für den Hochschulbereich aufzuheben und dort ein dauerhaftes Engagement des Bundes zu ermöglichen.

Die Bundesprofessuren sollten „auf Lebenszeit besetzt werden können“, betont Huber. Dies und eine attraktive Ausstattung mit wissenschaftlichen Mitarbeitern und einem angemessenen Etat sei notwendig, um hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür zu gewinnen. Huber schlägt vor, für die Unis 1000 Professoren zu schaffen, die nach der höchsten Besoldungsstufe W3 bezahlt werden und 1000 weitere W2-Professuren. Die Fachhochschulen sollten insgesamt 1000 W2-Professuren erhalten. Für die Uniprofessuren auf der niedrigeren Stufe solle es einen Tenure Track geben, der den Aufstieg zur Vollprofessur ermöglicht. Die jährlichen Kosten für eine W3-Professur beziffert Huber mit 500000 Euro, für eine W2-Professur mit 200000 Euro. Die Gesamtzahl von 3000 Stellen soll nach zehn Jahren erreicht sein. Ausgewählt werden müssten die Kandidaten in einem „wettbewerblichen Verfahren“, bei dem es um Forschungsexzellenz und die Einbindung in die Lehre geht. Derzeit gibt es an deutschen Hochschulen insgesamt rund 40000 Professuren. Die Kosten von knapp einer Milliarde Euro im Jahr, die Huber für das Bundesprogramm veranschlagt, passen zu der Empfehlung des Wissenschaftsrats von 2008, Bund und Länder sollten 1,1 Milliarden Euro jährlich in die Verbesserung der Lehre investieren. Demnächst will das Gremium eine Empfehlung zur Zukunft des Wissenschaftssystems nach dem Auslaufen der Exzellenzinitiative im Jahr 2017 aussprechen. Huber erklärt zwar, sein Vorschlag ziele nicht auf die Exzellenzinitiative , sondern sei lediglich eine Antwort auf die Frage nach einer möglichen Bundesbeteiligung an den Hochschulen. Die nötigen Mittel für die Bundesprofessuren aber könnten aus auslaufenden Programmen wie der Exzellenzinitiative, dem Hochschulpakt und dem Pakt für Forschung und Innovation kommen. „Es gibt durchaus Spielräume für ein solches Programm“, sagt Huber.

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