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Dieter Lenzen, Präsident der Uni Hamburg, hält das Universitätslogo in die Kamera.

© picture alliance / dpa

Nach der Hamburg-Wahl: Hamburgs Unis hoffen auf Geldsegen

Die allein regierende SPD hatte auch den Hochschulen einen Sparkurs verschrieben. Die Grünen als Wunsch-Koalitionspartner versprechen, dem ein Ende zu setzen. Doch Uni-Präsident Lenzen fordert noch mehr.

Ein Unipräsident nimmt als Beamter zum Wahlausgang nicht Stellung – und ein Hamburger schon gar nicht. Doch es schwingt Hoffnung mit, wenn Dieter Lenzen, Präsident der Uni Hamburg, sagt: „Es muss ja nun eine Koalition geben.“ Sprich: Die zuvor vier Jahre lang alleinregierende SPD wird an ihrem Sparkurs gegen die Hochschulen nicht festhalten können. Denn beide potenziellen Koalitionsparteien, die grünen Wunschpartner genau wie die FDP, die sich ebenfalls bereithält, haben im Wahlkampf deutlich mehr Geld für die Hochschulen versprochen.

Die Grünen wollen, dass die staatlichen Zuschüsse bis 2020 jährlich um bis zu vier Prozent steigen, statt bisher 0,88 Prozent, die nach Auffassung der Hochschulen nicht einmal die Inflation und die steigenden Personalkosten ausgleichen. Finanzieren wollen die Grünen die steigenden Zuschüsse aus den Bafög-Millionen, 30 Millionen Euro im Jahr, die nach dem Willen der Hamburger SPD allein an die Schulen fließen sollen. Das sieht die FDP genauso wie die Grünen, sie will den Hochschulen zudem freistellen, wieder Studiengebühren zu verlangen, um ihre Finanzen aufzubessern.

25 Prozent Etatzuwachs, damit Hamburg aufholen kann

„Vier Prozent Zuwachs im Jahr wären ein guter Schritt“, sagt Lenzen. Damit könnten die Hochschulen Mehrkosten beim Personal ausgleichen und wieder neue Stellen schaffen. Von 2012 bis 2020 sollen rund 50 Professuren von insgesamt 750 an der Uni Hamburg nicht wieder besetzt und dementsprechend aus Landesmitteln finanzierte Studienanfängerplätze von 5500 auf 5100 gestrichen werden. Festhalten will Lenzen auch an einer sehr viel höheren Forderung, die die Landeshochschulkonferenz im Wahlkampf erhoben hatte: Der neue Senat müsse einen Budgetsteigerungsplan entwickeln, mit dem der Finanzierungsrückstand gegenüber anderen Wissenschaftsstandorten von 25 Prozent binnen fünf Jahren überwunden werden soll. „Nach bundesweiten Hochschulrankings steht Hamburg auf dem 11. Platz“, sagt Lenzen. „Wenn wir den Anschluss zu besser finanzierten Standorten in Bayern und Baden-Württemberg schaffen wollen, muss man dieses Geld in die Hand nehmen.“

Berlin ist für Lenzen "nicht die Spur" attraktiver als Hamburg

Bleiben die maroden Hochschulgebäude, Lenzen spricht von „Ruinen“, in denen Lehre und Forschung nur noch notdürftig aufrechterhalten werden könnten. In ganz Hamburg fehlten rund 900 Millionen Euro für die Sanierung, davon an der Uni 640 Millionen, sagt Lenzen. Notwendig sei ein Sanierungsplan für die nächsten 15 bis 20 Jahre. Doch damit nicht genug: Neu verhandeln will Lenzen auch über das 2013 novellierte Hochschulgesetz, durch das etwa die frühere Machtfülle des Präsidenten beschnitten wurde.

Sehnt sich Lenzen bei so viel Verhandlungsbedarf nicht nach Berlin zurück, wo den Hochschulen gerade ein Löwenanteil der Bafög-Millionen zugesprochen wurde? Bevor er 2010 nach Hamburg ging, war er Präsident der Freien Universität Berlin. „Nicht die Spur!“, ruft Lenzen aus. In Hamburg könne er trotz aller offener Fragen noch immer „besser agieren“. Im Dezember 2014 wurde Lenzen für die Zeit bis 2022 im Amt bestätigt.

Die Hoffnung der Hamburger Rektorate auf bessere Zeiten wird von der Grünen Eva Gümbel genährt. „Aber sicher, da ist noch Luft nach oben!“, sagt sie auf Anfrage. „Wir werden den Abbaukurs der SPD nicht mittragen.“ Gümbel ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende ihrer Partei und gilt in Hochschulkreisen als exzellente Kennerin der Wissenschaftspolitik. Bestimmt würde sie der amtierenden Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dorothee Stapelfeldt (SPD), den Posten gerne abnehmen.

Eva Gümbel (Grüne) will die Wissenschaftsstiftung wiederbeleben

Gümbel will Hamburgs Wissenschaftslandschaft zu einer weit größeren Ausstrahlung verhelfen: „Wir müssen langfristig aufholen, was Berlin und der Süden schon erreicht haben“, sagt sie. Verbünde mit Einrichtungen in den Nachbarländern könnten gestärkt werden, weitere hinzukommen. Gümbel kritisiert, dass die SPD im Jahr 2011 mit Zustimmung der Linken die Wissenschaftsstiftung abgewickelt hat, die mit elf Millionen Euro Forschung und Lehre an Hochschulen unterstützen sollte. Die SPD halte wohl nichts von Hochschulautonomie wie sich auch am „dirigistischen Vorgehen“ in Nordrhein-Westfalen zeige.

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