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Wissen: Naturschutz auf Slowenisch

Ein Gummihersteller im Städtchen Kranj zeigt, wie man Luft und Grundwasser entlasten kann

Europa rückt zusammen – auch beim Umweltschutz. Dies zeigt das Projekt „Umwelt baut Brücken“, das seit drei Jahren von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Aachener Izop-Institut begleitet wird. Sie ermöglichen einen Austausch zwischen deutschen und osteuropäischen Schülern, die jeweils im Partnerland recherchieren. Heute berichtet eine Schülergruppe des Berlin-Lichtenberger Kant- Gymnasiums über die Möglichkeiten des Umweltschutzes am Beispiel des Gummiherstellers Savatech-Werk im slowenischen Kranj am Ufer des Flüsschens Sava.

Die Autobahn ist gesperrt. Gas dringt aus dem Boden. Seit zwei Stunden stauen sich die Autos auf einer Länge von inzwischen zwölf Kilometern. Plötzlich fließt der Verkehr wieder. Beim Vorbeifahren an der Gefahrenstelle ist nichts Besonderes zu erkennen: Es gibt keine Baustelle.

Wie ist es möglich, ein Leck in einem unterirdischen Gasrohr in so kurzer Zeit zu reparieren, ohne den Boden aufzureißen? Die Antwort gibt Savatech, eine slowenische Firma, die Gummiprodukte entwickelt, die dem Schutz der Umwelt dienen und in solchen Fällen eingesetzt werden. Aber der Reihe nach.

Im Jahr 1920 wurde in Kranj das Unternehmen Atlanta gegründet, das 1931 nach der Übernahme durch Semperit bekannt wurde, dann gehörte es zum Reifenhersteller Continental. Auf einen Joint-Venture-Vertrag mit Continental folgte Mitte der 90er Jahre schließlich die geschäftliche Verbindung mit Goodyear. Diese besteht bis heute, aber der Betriebsname ist Savatech. Die Produktpalette hat sich im Lauf der Zeit verändert. Heute entstehen nicht mehr PKW-Reifen, sondern solche für Motorräder, Go-Karts und Traktoren sowie ausgewählte technische Produkte aus Gummi wie Förderbänder, Matten für den Offsetdruck und Rettungsgeräte.

Um international konkurrenzfähig zu bleiben und in der EU produzieren zu dürfen, muss der Betrieb die hohen Ansprüche der Richtlinien zum Umweltschutz erfüllen. Ein Beispiel: In den letzten zwei Jahren wurde die Abgabe von CO2 um 60 Prozent verringert, langfristig ist die Senkung um 80 Prozent geplant. Der Trinkwasserverbrauch ging seit 2004 schon um 70 Prozent zurück.

Bevor das gesamte Rohrleitungssystem saniert wurde, konnte durch marode Rohre verschmutztes Wasser ins Grundwasser gelangen. Dank neuer Rohre konnte dieser Mangel behoben und die Verunreinigung gestoppt werden, der Wasserverbrauch im Betrieb sank. Während zur Zeit das Wasser für die Fabrik aus dem Fluss Sava gepumpt wird, sollen ab 2009 geschlossene Wasserkreisläufe und Kühltürme dafür sorgen, dass dies nicht mehr nötig ist.

Ein großes Problem der Gummiindustrie ist die Entsorgung umweltschädlicher Lösungsmittel. Bis vor kurzem wurden sie verbrannt, was aber unwirtschaftlich ist. Deshalb wird jetzt eine Rückführanlage gebaut, durch die die Lösungsmittel aufgefangen und in einem Kreislauf gehalten werden können. Die Lösungsmittel werden zusammen mit der Luft abgesaugt und durch einen Aktivkohlefilter absorbiert. Aus der Kohle lassen sie sich mittels Dampf lösen und wieder in die Gummiproduktion zurückführen. Neben dem Schutz der Umwelt vor diesen Stoffen wird eine Steigerung der wirtschaftlichen Effizienz erreicht.

Savatech schont die Umwelt aber nicht nur durch die Verbesserung der internen Abläufe und der technischen Anlagen, sondern auch durch seine Produkte. Was damit gemeint ist, macht das Beispiel vom defekten Gasrohr an der Autobahn deutlich. Dass die undichte Stelle so schnell und umweltschonend geschlossen werden konnte, liegt an den „flexiblen Packern“. Das sind etwa ein Meter lange Geräte mit einem Metallrohr im Innern und einer aufblasbaren Gummihülle außen. Sie werden zur defekten Stelle geführt und mit Luft gefüllt, bis die Folie fest gegen die vorher mit Kleber bestrichen Rohrwand gepresst wird, dort dauerhaft festklebt und so die Stelle verschließt.

Eine weitere bemerkenswerte Entwicklung von Savatech wird bei Unfällen mit Tankwagen eingesetzt: Mittels flexibler aufblasbarer Stopfen werden im Umkreis des Unfallortes alle Kanalisationszugänge geschlossen. Gleichzeitig wird unter dem Wagen ein ebenfalls aufblasbares Auffangbecken platziert, um auslaufende gefährliche Flüssigkeiten am Ausbreiten zu hindern. Auf das Leck des Wagens wird ein Savatech-Kissen gehalten, mit Bandagen befestigt und gleichfalls aufgeblasen. So werden nach ein und demselben Grundprinzip unterschiedliche Probleme gelöst. Inzwischen kommen diese Produkte in mehr als 70 Ländern zum Einsatz.

Die Texte schrieben Marcus Rühe, Kirsten Markgraf, Johannes Zaczyk, Stefan Schumacher, Ricarda Freundt, Lilli Noak, Sarina Gustke, Elisa Conrad, Yamina Bahri, Max Bittner und Felix Tschentscher.

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