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Nazi-Opfer: Gedenksäulen für verfolgte Charité-Dozenten

Jeder zweite Dozent an der Charité wurde 1933 entlassen - weil sie selbst Juden waren, sich für jüdische Kollegen einsetzten oder politisch missliebig waren. Viele starben später im KZ. Jetzt erinnern zwei Gedenksäulen an sie.

Auf dem Charité-Campus Mitte erinnern jetzt zwei Säulen an die von den Nazis verfolgten Dozenten. Den Anstoß gab das Berliner Gedenkjahr „Zerstörte Vielfalt“. Jeder zweite an der Charité Lehrende wurde 1933 entlassen, meist aus „rassischen“, aber auch aus politischen Gründen. Meist warteten Instituts- und Klinikleiter dabei nicht einmal das Inkrafttreten der Rassegesetze ab.

Auf der ersten Säule sind etwa 180 Namen der verfolgten, überwiegend jüdischen Charité-Mediziner und Forscher aufgelistet. In der Regel waren sie Privatdozenten oder außerordentliche Professoren, nicht Ordinarien. Staatsämter waren Juden verwehrt, so wählten viele den Arztberuf. Die Anfeindungen begannen vor 1933 und verschärften sich stufenweise: Entlassung, Entzug der Lehrerlaubnis, später der Approbation. Wer nicht emigrieren konnte, wurde deportiert oder beging vorher Suizid. Der Toten wird auf der ersten Säule eigens gedacht.

Auf der zweiten Gedenksäule liest man sechs Kurzbiografien, stellvertretend für alle. Gewürdigt werden unter anderen: Selmar Aschheim, Gynäkologe und Hormonforscher, der zusammen mit Bernhard Zondek den ersten zuverlässigen Schwangerschaftstest entwickelte. Außerdem Rhoda Erdmann, Leiterin des Instituts für Experimentelle Krebsforschung. Sie war keine Jüdin, aber man warf ihr vor, ihren jüdischen Schülern Stellen vermittelt zu haben. Und der Arzneimittelforscher Otto Krayer. Er lehnte den Ruf auf einen Lehrstuhl ab, der durch die Vertreibung eines jüdischen Pharmakologen frei geworden war, mit ausdrücklichem Hinweis auf dieses Unrecht.

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