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Open Access in Großbritannien: Wissenschaft für alle

Schluss mit teuren Zeitschriften: Großbritannien will alle von der öffentlichen Hand geförderten Studien Forschern, Studierenden und der gesamten Öffentlichkeit frei zugänglich machen.

Neben Großbritannien plant auch die Europäische Union einen entsprechenden Vorstoß, wie jetzt bekannt wird.

Der britische Wissenschaftsminister David Willetts kündigte im „Guardian“ an, bis 2014 alle Forschungsergebnisse, für die der britische Steuerzahler Geld ausgebe, im Internet frei zugänglich zu machen („Open Access“). Umgehend zog die EU-Kommission nach. Daten zu allen Forschungsprojekten, die nach 2014 von der EU finanziert werden, sollten ebenfalls frei veröffentlicht werden, kündigte EU-Medienkommissarin Neelie Kroes am Dienstag an.

Großbritannien und die EU reagieren damit auf die immer heftiger in der Wissenschaft geäußerte Kritik an der Macht und dem Geschäftsmodell großer Wissenschaftsverlage. Diese verlangen von Bibliotheken immer höhere Preis für ihre Fachzeitschriften, wobei sie sich gleichzeitig nicht nur bei den Ergebnissen öffentlich finanzierter Forschung bedienen, sondern auch noch Wissenschaftler die Qualitätsprüfung überlassen, ohne diesen dafür Geld zu zahlen. In Großbritannien boykottieren inzwischen mehr als 12 000 Wissenschaftler den großen holländischen Verlag Elsevier. Die Uni Harvard hat an ihren wissenschaftlichen Stab appelliert, nur noch in frei zugänglichen Open-Access-Journalen zu veröffentlichen. Der Guardian spricht sogar von einem „akademischen Frühling“.

„Wenn der Steuerzahler für Forschung zahlt, kann es nicht sein, dass britische Bürger erst eine Bezahlmauer überwinden müssen, bevor sie die Ergebnisse einsehen können“, sagte auch Wissenschaftsminister Willetts. Um die Qualität der frei veröffentlichten Studien zu gewährleisten, will der Minister offenbar eine öffentlich finanziertes „Peer-Review“-Verfahren aufbauen. Unter Peer Review versteht man die Qualitätsüberprüfung durch Wissenschaftler. Jeder Autor solle 2000 Pfund (gut 2500 Euro) pro Artikel zahlen, damit der Artikel und die ihm zugrunde liegenden Ergebnisse begutachtet, für die Veröffentlichung aufbereitet und frei verfügbar gemacht werden. Das könnte die Unis 50 Millionen Pfund (64 Millionen Euro) im Jahr kosten.

Unter Wissenschaftlern wird auch das bereits kritisiert, vor allem, weil die Unis kein zusätzliches Geld dafür bekommen sollen. Sie fordern jetzt andere Länder auf, schnell nachzuziehen, um Open Access zum Durchbruch zu verhelfen.

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