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Psychologie: Beim Händewaschen schwinden Pech und Glück

Man kann sich die Hände buchstäblich in Unschuld waschen. Neue Versuche amerikanischer Psychologen zeigen: Wer sich die Hände reinigt, spült auch das Vertrauen in sein Glück ab.

Mundwasser, das verspricht die Werbung, reinigt auch dort, wo die Zahnbürste nicht hinkommt. Dieser Slogan trifft die Wahrheit besser, als seine Erfinder vermutlich selbst gedacht hätten. Ein bisschen Gurgeln sorgt nämlich nicht nur für einen frischen Atem, sondern zumindest bei Lügnern auch für ein reines Gewissen: Indem sie sich den Mund ausspülen, waschen sie sich von ihrer moralischen Verfehlung rein. Wissenschaftler haben diesem Phänomen den Namen „Lady-Macbeth-Effekt“ gegeben. Die ehrgeizige Dame aus dem Shakespeare-Drama hatte ihren Ehemann zum Mord angestiftet und danach schlafwandelnd wieder und wieder versucht, sich ihre Schuld von den Händen zu waschen.

Augenscheinlich lassen sich aber nicht nur Sünden fortspülen, sondern auch Glück oder Pech. Das behaupten zumindest Alison Jing Xu von der Universität Toronto und Norbert Schwarz von der Universität Michigan. Im „Journal of Experimental Psychology“ beschreiben sie einen Versuch mit erstaunlichem Ausgang, der diese Interpretation nahe legt.

150 Teilnehmer konnten in einem Glücksspiel Geld gewinnen oder verlieren. Nach zwei Runden wurde das Spiel für einen angeblichen „Produkttest“ unterbrochen. Die Probanden sollten eine biologisch abbaubare Seife beurteilen. Einige von ihnen durften nur Verpackung und Geruch bewerten, andere konnten sich damit auch die Hände waschen. Dann folgte ein dritter Spieldurchgang.

Normalerweise tendieren Menschen mit einer Glückssträhne dazu, im Spiel höhere Summen zu riskieren. Das war auch im Experiment der Fall. Diejenigen, die in den ersten zwei Runden gewonnen hatten, setzten im dritten Durchgang rund doppelt so viel Geld ein wie Teilnehmer, die nur verloren hatten. Das galt aber nur, wenn sie sich zwischenzeitlich nicht die Hände gewaschen hatten. Andernfalls war ihr Einsatz deutlich niedriger: Mit dem Reinigungsvorgang hatten die Probanden das Vertrauen in ihre Gewinnserie verloren.

Genau andersherum verhielt es sich mit den Pechvögeln. Wenn sie die Seife tatsächlich getestet hatten, anstatt sich nur die Infos auf der Verpackung durchzulesen, riskierten sie anschließend erheblich höhere Einsätze. Sie glaubten also augenscheinlich unbewusst, auch das Pech, das an ihren Fingern klebte, in den Abfluss gespült zu haben.

„Wir denken bei abstrakten Themen häufig in Metaphern“, erläutert Schwarz. „Wir haben beispielsweise schmutzige Gedanken oder ein reines Herz. Genauso sehen wir Glück oder Pech als eine Art Kontamination, die wir einfach wegwaschen können.“

Interessanterweise entfalten derartige Metaphern ihre Wirkung oft, ohne dass es uns bewusst wird. Diese Erfahrung mache er in seinen Experimenten immer wieder, sagt Schwarz und lacht. „Wenn wir unsere Probanden am Ende über den eigentlichen Zweck unserer Versuche aufklären, schauen sie uns an, als kämen wir von einem anderen Stern: Durch so etwas sollen wir uns beeinflussen lassen? Nie und nimmer!

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