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Wissen: Reptilien sterben den Hitzetod Jede fünfte Eidechsenart bis 2080 ausgerottet

Treibt der Klimawandel die Temperaturen weiter in die Höhe, könnte bis 2080 jede fünfte Eidechsenart ausgestorben sein, befürchten Barry Sinervo von der University of California in Santa Cruz und seine Kollegen in aller Welt (Science, Band 328, Seite 894). Denn die flinken Reptilien ziehen sich ab bestimmten Hitzegraden in den Schatten zurück und warten reglos auf Abkühlung.

Treibt der Klimawandel die Temperaturen weiter in die Höhe, könnte bis 2080 jede fünfte Eidechsenart ausgestorben sein, befürchten Barry Sinervo von der University of California in Santa Cruz und seine Kollegen in aller Welt (Science, Band 328, Seite 894). Denn die flinken Reptilien ziehen sich ab bestimmten Hitzegraden in den Schatten zurück und warten reglos auf Abkühlung. Steigen die Temperaturen, werden die Zwangspausen häufiger und länger, in denen die Eidechsen auch nicht jagen. Der Klimawandel verschlechtert so die Ernährungslage vor allem der Eidechsen, die bereits jetzt in wärmeren Regionen in der Nähe ihrer physiologischen Hitzegrenze wohnen.

Sinervo kam diesem Zusammenhang auf die Spur, als er das Schicksal von 48 Eidechsenarten in Mexiko untersuchte. Seit 1975 waren zwölf Prozent dieser Arten verschwunden. Stutzig machte den Ökologen vor allem, dass in keinem Fall der Lebensraum der ausgestorbenen Eidechsen verschwunden war. Die meisten Arten lebten in Nationalparks oder anderen Schutzgebieten.

Den Klimawandel entlarvten die Forscher mit einem Experiment als Schuldigen: Sie bauten Apparate, die sich bei einem Sonnenbad ähnlich erwärmen wie eine Eidechse. Jeweils vier Monate lang standen die Geräte in Gebieten, in denen die Eidechsen entweder bereits verschwunden waren oder noch munter über die Erde flitzten – und zeichneten die Temperatur auf. Das Ergebnis des Experiments war eindeutig: In allen Regionen, in denen die Eidechsen verschwunden waren, gab es einen dramatischen Rückgang der Zeiten mit Temperaturen, in denen die jeweilige Eidechsenart jagt.

Mit ihren Daten entwickelten die Forscher ein Modell, das mit der höchsten Lufttemperatur, der Körpertemperatur, bei der die jeweilige Eidechsenart noch aktiv ist, und den Stunden, in denen die Hitze den Tieren eine Zwangspause verpasst, das Aussterberisiko für die untersuchte Art ausrechnet. Für genau die Gebiete, aus denen die Eidechsen bereits verschwunden waren, sagte das Modell an Hand der Temperaturdaten ein Aussterben voraus.

Als Nächstes trugen Barry Sinervo und seine Kollegen alle vorhandenen Daten für die weltweit rund 300 Eidechsenarten zusammen und gaben sie zusammen mit den wahrscheinlichen zukünftigen Höchsttemperaturen in ihr Modell ein. Weltweit dürften demnach bis zum Jahr 2050 sechs Prozent aller Eidechsenarten aussterben. Bis zum Jahr 2080 schnellt diese Zahl auf 20 Prozent.

Die Aussterbewelle bis 2050 lässt sich auch dann kaum aufhalten, wenn sofort alle bekannten Maßnahmen zum Bremsen des Klimawandels umgesetzt werden, weil das Klima sehr träge reagiert. So mancher Art, die erst in den folgenden Jahren bis 2080 aussterben soll, könnten rasche Maßnahmen aber das Leben retten. Roland Knauer

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