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Gut genährt. Dem Opossum Heidi quillt das Fett aus den Augen. Es schielt nicht, sondern ist schlicht zu gut genährt, vermuten Forscher. Der Leipziger Zoo hält dagegen. Foto: p-a/dpa

© picture alliance / dpa

Wissen: Schielt es? Oder nicht?

Expertenstreit um Silberblick des Opossums Heidi

Das wegen seines Schielens weltberühmte Opossum Heidi aus dem Leipziger Zoo wurde in den USA mit der Flasche aufgezogen und setzte früh Fett an. Quillt ihm dieses aus den Augen heraus, wie der Tagesspiegel gestern berichtete? Handelt es sich beim Schielen des Tieres demnach nur um eine optische Täuschung?

„Wir gehen davon aus, dass das Opossum schielt“, entgegnet Andreas Bernhard, Tierarzt im Leipziger Zoo. Heidi habe Fett im Schwanz und in den Augenhöhlen angesetzt. Solche Fettdepots sind wertvoll, wenn im Winter die Nahrung knapp wird. Das Findelkind Heidi aber musste nie Hunger leiden.

Als wahrscheinliche Ursache für Heidis Schielen nennt der Leipziger Zoo auf seiner Homepage „Fetteinlagerungen hinter den Augen“, die die Augäpfel „etwas aus den Augenhöhlen drücken“. Das Fett befindet sich aber offenbar nicht nur hinter den Augen. „Es sitzt dem Augapfel auf“, sagt Bernhard. „Unter anderem sind die Augenhöhlen größer, als es für die Augäpfel nötig gewesen wäre.“

Die Tieraugenärztin Corinna Eule von der Freien Universität Berlin hatte erklärt, die Augen würden durch das viele Fett stark vergrößert. Weiße, halbmondförmige Fettwülste schöben sich aus den Augenhöhlen. Als Betrachter verwechsle man dieses Fett mit dem normalen Augenweiß. So entstünde der Eindruck des Einwärtsschielens. Doch vermutlich schiele das Opossum gar nicht.

Bernhard bezweifelt, „ob da reines Fettgewebe“ zu sehen ist. Der Zootierarzt hat das Opossum zusammen mit einer Leipziger Tieraugenärztin untersucht, die sich nicht zu dem Fall äußern wollte. Jedenfalls wären die Sehachsen des Opossums nicht parallel zueinander, betont Bernhard. Er gehe davon aus, dass das Fett stark genug gegen die Augen drücke, um ein Schielen hervorzurufen.

Von Tumoren weiß man, dass sie derart starke Kräfte auf das Auge ausüben. Eine Fehlstellung der Augen aufgrund von Fett war bis dato keinem der befragten Tierärzte bekannt. Heidis Schielen könnte also ein Novum sein – falls das Tier wirklich schielt. Dem nachtaktiven Opossum kann eine Klärung dieser Frage schnuppe sein. Es orientiert sich vor allem mit der Nase. Thomas de Padova

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