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Bei der Rechtschreibung hapert es bei den Schülern quer durch die Bundesländer.

© dpa

Schüler können nicht mehr mit der Hand schreiben: Minister wollen Schreibschrift stärken

Laut einer neuen Umfrage hat sich die Handschrift der meisten Schüler in den letzten Jahren verschlechtert. Minister wollen sich jetzt dem Abschied von der traditionellen Schreibschrift widersetzen.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Brunhild Kurth (CDU), will sich dem Abschied von der traditionellen Schreibschrift widersetzen. „Die zunehmende Digitalisierung können wir nicht aufhalten. Umso wichtiger ist es, dass die Schule dafür sorgt, dass alle Schüler eine individuelle und lesbare Handschrift entwickeln“, sagte die sächsische Bildungsministerin der Deutschen Presse-Agentur. „Dazu gehört auch, dass, wann immer möglich, also auch in den höheren Klassen, mit der Hand geschrieben wird.“

"Schreibschrift gehört zum Lehrplan"

Ähnlich äußerte sich auch Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD). Schreibschrift gehöre in Sachsen-Anhalt zum Lehrplan, sagte Dorgerloh der „Mitteldeutschen Zeitung“. Daran werde festgehalten, denn diese sei „ein wesentlicher Bestandteil von Schule.“ Bei aller Digitalisierung müssten die Menschen vernünftig schreiben können. Zudem würden viele Arbeitgeber Bewerbungen mit einer handschriftlichen Einleitung verlangen. Eine Handschrift gehöre zu einer Persönlichkeit, betonte Dorgerloh. Auch in der digitalen Welt gebe es eine wachsende Anzahl von Programmen und Geräten, auf denen handschriftlich gearbeitet werden könne. Diese Entwicklung setze sich fort.

51 Prozent der Jungen schwächeln bei der Handschrift

Eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie hatte ergeben, dass 51 Prozent der Jungen und 31 Prozent der Mädchen Schwächen bei der Schreibschrift haben. Als Gründe für die Defizite wurden unter anderem eine mangelhafte Feinmotorik sowie eine fortschreitende Digitalisierung der Kommunikation genannt. An der Umfrage des Deutschen Lehrerverbandes und des Schreibmotorik-Instituts waren mehr als 2 000 Pädagogen aus ganz Deutschland beteiligt.

Nur wenige können beschwerdefrei länger schreiben

Demnach gaben vier von fünf Lehrern weiterführender Schulen an, die Handschrift ihrer Schüler habe sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. 83 Prozent der Grundschullehrer fanden, dass Schüler heute weniger motorische Kompetenzen zum Erlernen der Schrift mitbringen als noch vor Jahren. Nicht einmal zwei von fünf Schülern (38 Prozent) können länger als eine halbe Stunde am Stück beschwerdefrei schreiben. Nur 22 Prozent der Lehrer sind mit den Schreibfertigkeiten ihrer Schüler insgesamt zufrieden.

Die häufigste Ursache für schlechtes Schreiben sehen 84 Prozent der Grundschullehrer in der mangelhaften Feinmotorik der Schüler. 61 Prozent gaben an, dass Schüler zu wenig zu Hause üben, 53 Prozent nannten die „fortschreitende Digitalisierung der Kommunikation“ als Ursache.

"Kritzeln, Malen, Kneten, Basteln"

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, sieht auch in der Schulpolitik eine Ursache. Durch mehr Ankreuz-Tests und weniger Diktate sei das Schreiben in der Pädagogik aus der Mode gekommen. Auch bleibe im Unterricht zu wenig Zeit zum Üben. „Hier wird ein Stückweit Sprach-Barbarei betrieben“, sagte Kraus.

Um den Trend umzukehren, forderten drei Viertel der Grundschullehrer ein spezielles motorisches Schreibtraining und mehr Zeit zur Förderung der Schrift. Kraus schlug vor, die Kinder auch in den Familien wieder früher feinmotorisch zu schulen. „Kritzeln, Malen, Kneten, Basteln - das sind die klugen Mütter und Tanten des Schreiben-Könnens“, sagte der Pädagoge.

Für die Umfrage hat das Schreibmotorik Institut in Kooperation mit dem Deutschen Lehrerverband online mehr als 2.000 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Deutschland befragt. (dpa/epd)

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