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Strategien für den Rückbau: Sofort zerlegen oder einschließen und warten?

In den nächsten 20 Jahren werden in Europa bis zu 150 Kernkraftwerke abgeschaltet werden.

Einige aus politischen Gründen, wie in Deutschland, andere, vor allem in Frankreich und Großbritannien, weil die Anlagen schlicht zu alt sind. Nach dem Abschalten gibt es zwei Möglichkeiten: erstens den direkten Rückbau. Dieser wird bei den meisten Anlagen in Deutschland forciert.

Die zweite Möglichkeit ist der „sichere Einschluss“. Dabei wird der Brennstoff entnommen und das Kraftwerk für mehrere Jahrzehnte gesichert und erst dann zurückgebaut. Der Vorteil: Die Radioaktivität ist dann teilweise abgeklungen. Das macht die Demontage einfacher, auch die Mengen an strahlendem Abfall sind kleiner. Zudem, so die Hoffnung, könnten in Zukunft neue Verfahren wie die Transmutation zur Verfügung stehen, mit denen der radioaktive Abfall „entschärft“ werden kann. Für den direkten Rückbau spricht, dass noch ausreichend Fachpersonal verfügbar ist, das die Anlagen gut kennt. So werden auch die sozialen Folgen einer Kraftwerksabschaltung etwas gemildert. Nicht zuletzt kann das Gelände schneller wieder genutzt werden, etwa für andere Industrieeinrichtungen.

Bisher wurden in Deutschland drei Kernreaktoren komplett rückgebaut: in Niederaichbach, Großwelzheim und in Kahl. Weit fortgeschritten ist der Rückbau unter anderem in Greifswald, Stade und Würgassen. Die Kosten müssen die Betreiber tragen. Für ein großes Kraftwerk rechnet man für Stilllegung, Abbruch und Verpackung der radioaktiven Stoffe mit rund einer Milliarde Euro. Da noch anteilige Kosten für die Endlager anfallen, haben die Betreiber eine „Kernkraft-Ausstiegs-Rücklage“ von insgesamt 30 Milliarden Euro gebildet.

Bei gewöhnlichen Reaktoren erscheint der Rückbau zwar aufwendig, aber machbar. Doch es gibt auch Problemfälle. Dazu gehört der 1986 zerstörte Kraftwerksblock in Tschernobyl. Er ist von einem „Sarkophag“ überdeckt, der bis 2015 durch einen größeren ersetzt werden soll. Was mit dem Innenleben des Reaktors geschehen soll, weiß keiner.

Auch in Fukushima, wo es in drei Reaktorblöcken zur Kernschmelze kam, wird es nach Expertenschätzung mindestens 30 Jahre dauern, die beschädigten Anlagen zurückzubauen. Auch in Deutschland herrscht Ratlosigkeit, wie man dem havarierten Forschungsreaktor in Jülich beikommen kann. Der Reaktorkern wird wohl auf Jahrzehnte hinaus nicht zerlegt werden können, weil er zu stark strahlt. Er soll 2014 um 300 Meter verschoben werden, um wenigstens den kontaminierten Untergrund unter der Anlage reinigen zu können.

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