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Heilung in der Zukunft: Lagerung von Nabelschnurblut bei minus 170 Grad Celsius. Daraus können bei Bedarf körpereigene Stammzellen gewonnen werden, die in Zukunft vielleicht bei der Behandlung von Krankheiten helfen.

© dpa

Stammzellenforschung: Forscher wollen Netzwerk bilden

Deutsche Wissenschaftler wollen ihr Wissen in der Stammzellenforschung zusammenführen. Neben der Nachwuchsförderung soll es auch darum gehen, besser auf Diskussionen in der Gesellschaft zu reagieren.

Das Prinzip – Erneuerung von menschlichen Organen und Geweben durch vielseitig einsetzbare Stammzellen – ist bestechend. In der Medizin gibt es allerdings bisher nur wenige Anwendungen, allen voran stehen Klassiker wie die Transplantation von Knochenmark oder Blutstammzellen bei bestimmten Formen von Blutkrebs. Nach der verfrühten Hoffnung auf Heilung stellte sich in der Praxis Katerstimmung ein.

Richtiger Zeitpunkt für Gründung des Deutschen Stammzellnetzwerks

„Genau der richtige Zeitpunkt für die Gründung des Deutschen Stammzellnetzwerks“, findet Daniel Besser vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch. Der Stammzellbiologe koordiniert den Aufbau des gestern in Berlin gegründeten Vereins, der in Deutschland unter anderem Grundlagenforschern helfen soll, sich zu vernetzen. Zudem will man den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern, Ergebnisse effektiver in die Phase der Anwendung beim Patienten begleiten und die Öffentlichkeit besser über das Forschungsgebiet informieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Netzwerk im ersten Jahr mit 300 000 Euro. Später soll es mischfinanziert werden.

Oliver Brüstle, Neurobiologe an der Uni Bonn und Präsident des Deutschen Stammzellnetzwerks, will nicht zuletzt über die Seriosität ungeprüfter Therapien aufklären, die Patienten als „individuelle Heilversuche“ angeboten werden. „Wir möchten uns Themen widmen, die in die gesellschaftliche Diskussion hineinreichen.“

Deutschland zählt zu Top Five in der Stammzellforschung

Das neue Netzwerk soll auch Programme zur Forschungsförderung vorstrukturieren und die deutsche Forschung international besser vernetzen. Deutschland zähle bereits zu den Top Five in der Stammzellforschung, sagt dessen Vizepräsident Andreas Trumpp, Leiter der Abteilung Stammzellen und Krebs am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Bisher habe aber ein Ansprechpartner für gemeinsame internationale Förderprogramme gefehlt.

Es sei auch an der Zeit, Grundlagenforschung und anwendungsbezogene Untersuchungen enger zu verknüpfen, sagte Elly Tanaka vom DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapie in Dresden. Ihre Arbeitsgruppe widmet sich Stammzellquellen, die bei einem kleinen Salamander namens Axolotl für die Erneuerung ganzer Körperteile sorgen. Damit so gewonnenes Wissen für die menschliche Gesundheit fruchtbar wird, ist allerdings langer Atem nötig.

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