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Gefährlich. Übermäßiger Alkoholkonsum kann schwere Erkrankungen zur Folge haben, bis hin zum Tod. In Deutschland sterben jährlich rund 74.000 Menschen an den Folgen von Alkohol.

© dpa

Studie in 17 europäischen Ländern: Arme sterben häufiger an Alkoholkonsum

Studie findet Unterschiede zwischen verschiedenen sozialen Gruppen. Vor allem in Osteuropa, Finnland und Dänemark.

In Gruppen mit niedrigem sozialen Status sterben mehr Menschen an Alkohol als in besser gebildeten Gruppen. Diesen Zusammenhang fanden Wissenschaftler in allen der von ihnen untersuchten 17 europäischen Länder. In vielen Staaten seien alkoholbedingte Todesfälle in erheblichem Maße für die sozialen Unterschiede in der Sterblichkeit der Bevölkerung mitverantwortlich, schreiben sie im Fachjournal „Plos Medicine“.

3,3 Millionen Tote jährlich durch Alkohol

Alkoholkonsum ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen. Er kann unter anderem zu Leberschäden und Herz-Kreislauf-Krankheiten führen oder tödliche Unfälle mitverursachen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist Alkohol jährlich für 3,3 Millionen Todesfälle verantwortlich, das entspricht einem Anteil von 5,9 Prozent an allen Todesfällen.

Alkohol wird in allen sozialen Schichten getrunken, aber nicht in allen gleich. In vielen Ländern trinken sozial bessergestellte Menschen häufiger – und manchmal auch mehr – als Menschen mit geringerem Bildungsgrad, schreibt das Team um Johan Mackenbach von der Erasmus-Universität in Rotterdam. In unteren sozialen Gruppen sei problematisches Trinkverhalten – etwa das Komasaufen – allerdings verbreiteter, daher seien alkoholbedingte Gesundheits- und soziale Probleme häufiger.

Bei Männern nehmen alkoholbedingte Todesfälle zu

Die Forscher werteten Daten aus Sterberegistern seit etwa 1980 von 17 europäischen Ländern aus. Basierend auf dem Ausbildungsgrad und dem Beruf teilten sie die Verstorbenen in unterschiedliche soziale Gruppen ein. In Ungarn starben im Ländervergleich am meisten Männer und Frauen an Alkohol. In allen Ländern waren alkoholbedingte Todesfälle in den unteren sozialen Gruppen häufiger. Die stärksten Unterschiede zwischen den sozialen Gruppen fanden die Forscher in den Ländern Osteuropas sowie in Finnland und Dänemark.

In vielen Ländern habe es in den vergangenen Jahrzehnten bei den Männern in den unteren sozialen Schichten eine deutliche Zunahme der alkoholbedingten Todesfälle gegeben, während deren Zahl in den höheren sozialen Schichten gleich geblieben sei. Laxere Gesetze, ein leichterer Zugang zu Alkohol oder steigende Einkommen seien mögliche Erklärungen für den beobachteten Anstieg und für die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern, schreiben die Forscher. Genauere Untersuchungen dazu, warum die Zahl der Alkoholtoten in den unteren sozialen Schichten einiger Ländern nicht zugenommen habe, könnten dazu beitragen, Bekämpfungsstrategien für die anderen Länder zu entwickeln.

Deutschland wurde nicht in die Studie einbezogen

Deutschland wurde nicht berücksichtigt, hier liegen solche Daten nach Angaben eines Experten gar nicht vor. Grund dafür sei, dass die sozialen Merkmale (ausgeübter Beruf oder Bildungsgrad) in der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes nicht erfasst würden. Hierzulande sterben nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung jährlich etwa 74 000 Menschen an den Folgen von Alkoholmissbrauch. Etwa 1,3 Millionen gelten als alkoholabhängig. (dpa)

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