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Auf der Suche. Die Tests sollen Bewerber auch auf falsche Erwartungen ans Studium aufmerksam machen.

© imago/RelaXimages

Studieninteressentests und OSAs: Sag’, was soll ich studieren?

Im Internet werden viele Tests angeboten, die bei der Wahl des Studienfaches helfen sollen. Doch was taugen sie? Ein Selbstversuch.

In Zahlenreihen vervollständigen war ich zur Schulzeit ziemlich gut. Allerdings in der Grundschule. Das ist lange her, und die Aufgaben waren einfacher. Jetzt sitze ich vor dem Onlinetest „Was-studiere-ich.de“ und bin überfordert. 183, 305, 527, 749, 961… Ich probiere alle Grundrechenarten und komme nicht weiter. Panisch gucke ich unter die Aufgabe. Dort wird der Countdown, bis die Zeit für die Aufgabe abgelaufen ist, in Sekunden angezeigt. Noch fünf. Das wird nichts.

Was soll ich studieren – diese Frage stellte ich mir schon einmal vor zwei Jahren, direkt nach dem Abitur. Freunde hatten den Test empfohlen: Er solle gut weiterhelfen, wenn man sich unsicher ist, welches Fach man überhaupt studieren will. Das Ergebnis damals: Psychologie. Das ist bei meinem Abiturdurchschnitt aber unrealistisch. Ich machte zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr und Praktika.

Die Seite "Was-studiere-ich.de" ist neugierig

Doch die sind um. Und kurz vor dem Bewerbungsschluss für viele NC-Fächer am 15. Juli sitze ich erneut vor dem Rechner. Die Seite „Was-studiere-ich.de“, konzipiert von Baden-Württembergs Hochschulen, ist neugierig: Zunächst fragt sie nach meinen Interessen, dann testet sie verschiedene Wissensgebiete. Abschließend wird die räumliche Vorstellungskraft auf die Probe gestellt: „Aus welchem der Faltvorlagen lässt sich der abgebildete Würfel formen?“

Erneut empfiehlt die Seite Psychologie – aber auch Musikwissenschaften, Musiktherapie und Germanistik. Nun werden online viele ähnliche Tests angeboten: Etwa der „Studiuminteressentest“ der Hochschulrektorenkonferenz. „Studifinder“ heißt das Portal der Unis in NRW. Fünf Minuten dauert der Kurztest, 80 der lange. Bei der langen Version ist weniger offensichtlich, auf welche Studiengänge die Antworten abzielen. Gut so, wenn man sich nicht beschummeln möchte! Der Vorschlag überrascht denn auch: An Architektur hatte ich nicht gedacht.

Über einzelne Fächer informiert man sich bei den OSAs

Musikwissenschaften und Germanistik scheinen dennoch mehr zu mir zu passen. Wer genauer wissen will, was in bestimmten Fächern auf einen zukommt, kann das bei „Online-Studienfachwahl-Assistenten“, kurz OSAs, herausfinden. Die sind auf einzelne Studienfächer spezialisiert. Für Musikwissenschaften bietet etwa die Uni Bonn einen OSA an. Doch dieser hinterlässt einen eher ratlos: Er liefert zu viele allgemein gehaltene Informationen. Besser ist der OSA zu Germanistik. Der fragt sehr viel Wissen ab und vermittelt so konkret, welche Bereiche später wichtig werden. Zugegebenermaßen muss ich bei manchen Fragen raten, aber letztlich schneide ich gut ab.

Psychologie verlangt viel Mathematik und Statistik

Gegenprobe bei Psychologie. Ein Schock: Die Psychologen verlangen viel Mathematik und Statistik. Das wäre nichts für mich. Dennoch hat auch der Psychologietest seinen Sinn erfüllt. Das sagt Albert Geukes, der die OSAs der Freien Universität Berlin mit entwickelt hat: „Bei den Angeboten geht es besonders auch darum, auf falsche Erwartungen aufmerksam zu machen.“ Viele Studierende würden ihr Studium nämlich abbrechen, weil sie sich etwas anderes darunter vorgestellt hatten. Die FU-OSAs sind besonders abwechslungsreich: Mal muss man Beispielaufgaben lösen, dann vermitteln Videos oder Texte den Stoff.

Fazit: Am hilfreichsten ist es, sich die Informationen zum jeweiligen Studiengang anzugucken und dann selbst zu entscheiden, ob es passen könnte. Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich für meinen Kombinationsbachelor in Musikwissenschaften und Germanistik tatsächlich einen Platz bekomme.

Lesen Sie hier, wie sich Abiturienten am besten auf einen Studienplatz bewerben.

Leonie Beer

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