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Türkischer Campus: Studieren in Berlin und Istanbul

Die Istanbuler Bahcesehir-Universität hat ihren Berliner Campus im Bezirk Mitte eröffnet. Unter den ersten Studierenden sind auch Berliner Abiturienten. Ihre Eltern sind bereit, 7900 Dollar Studiengebühren im Jahr zu zahlen.

„Wir schaffen eine Universität, deren Campus die Welt ist.“ Für Enver Yücel, den Gründer und Aufsichtsratsvorsitzenden der türkischen Bahcesehir-Universitesi, ist die Eröffnung eines Campus in Berlin ein wichtiger Schritt in der Expansion seines Bildungskonzerns. Mit einem Festakt wurde die deutsche Zweigstelle der 1998 in Istanbul gegründeten Privathochschule am Montag eröffnet.

Die Niederlassung in der Heinrich-Heine-Straße im Bezirk Mitte ist die erste einer türkischen Universität in Deutschland. Doch Yücel, der in der Türkei unter anderem auch private Nachhilfeschulen betreibt, hat zuvor schon Zweigstellen seiner Uni in Silicon Valley, in Washington und in Hongkong gegründet, eine weitere in Paris soll 2013 folgen. In Istanbul hat die Uni 15 000 Studierende, Seminarsprache ist weltweit Englisch, das Fächerspektrum reicht von Betriebswirtschaft bis zu Film und Fernsehen.

In Berlin beginnt der Studienbetrieb zunächst mit 80 Studierenden. Ein Teil kommt für ein Studienjahr aus Istanbul in die Stadt. Andere sind in Berlin geboren und haben hier Abitur gemacht. Sie starten ihr Studium in der Heimatstadt, wechseln nach einem Jahr nach Istanbul. Zu zahlen sind 7900 Dollar Studiengebühren im Jahr. Für die Chance, an einer wirklich internationalen Universität BWL zu studieren, sei dieser Preis gerechtfertigt, findet Tolga Yilmaz (20), Absolvent eines Oberstufenzentrums in Schöneweide. „Jetzt muss sich die ganze Familie reinhängen, um das zu finanzieren. Und ich werde mich sehr anstrengen.“ Warum er nicht an einer gebührenfreien deutschen Uni studiert? Mit seinem Abischnitt hätte er keinen Studienplatz in Berlin bekommen, sagt Yilmaz. Und nach Cottbus zu gehen, wo BWL zulassungsfrei ist, könne er sich nicht vorstellen.

Özcan Mutlu, den bildungspolitischen Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, wundert es nicht, dass die Privatuniversität Zulauf von Abiturienten mit türkischen Wurzeln hat. Viele Eltern würden ihre Kinder bereits auf Privatschulen schicken, für sie seien auch die Unigebühren durchaus bezahlbar. Abschreckend an deutschen Hochschulen wirkten schlechte Betreuungsverhältnisse an der Massenuniversität und die mangelnde Internationalisierung, sagt Mutlu.

Junge Türken in Deutschland hätten nicht die besten Bildungschancen, sagt auch der Botschafter der Türkei, Hüseyin Avni Karslioglu. Der Bahcesehir- Campus solle helfen, dies zu ändern. Problematisch seien noch deutsche Visabestimmungen, die es türkischen Studierenden nur erlaubten, für drei Monate einzureisen. Der Botschafter versprach Unigründer Yücel, dieses Hindernis bei den deutschen Stellen auszuräumen: „Wir werden diese Mauer niederreißen.“

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