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Studium: Uni-Zulassung soll besser werden

Schavan begrüßt Übergangslösung - SPD und Verbände fordern Bundesgesetz.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) geht davon aus, dass die gravierendsten Probleme bei der Hochschulzulassung schon zum kommenden Wintersemester abgestellt werden. Sie halte den Vorschlag, den einige große Hochschulen jetzt gemeinsam unterbreitet haben, für „einleuchtend und konstruktiv“, sagte Schavan nach einem Krisentreffen am Montagnachmittag. Daran nahmen auch Vertreter der Kultusministerkonferenz (KMK), der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und der ZVS teil.

Die Hochschulen haben eine Übergangslösung für die Zeit vorgeschlagen, in der eine Software, mit der das gesamte Verfahren bundesweit für sämtliche Studiengänge und Bewerber neu organisiert werden kann, noch nicht bereit steht: Im kommenden Wintersemester, vermutlich auch noch in den zwei folgenden, sollen möglichst viele Hochschulen gemeinsame Fristen für die Bewerbungen sowie für die Versendung von Zu- und Absagen verabreden. Leer gebliebene Studienplätze sollen auf einer gemeinsamen Internetplatform angeboten und verteilt werden. In den kommenden vier Wochen will Schavan den Vorschlag mit der ZVS und weiteren Hochschulpräsidenten „konkretisieren“.

Das von der SPD, den Grünen und mehreren Bildungsverbänden geforderte Bundesgesetz zur Zulassung lehnte Schavan ab. Sie sei nicht für eine „Steuerung von oben“. Experten verweisen auch auf das Recht der Länder, von einem solchen Bundesgesetz abzuweichen.

In der vergangenen Woche hatten die Staatssekretäre der KMK erklärt, die Zulassung solle zum Wintersemester 2010/2011 neu organisiert werden. Die HRK hatte allerdings bisher noch keine Garantie dafür abgegeben, dass sich alle Hochschulen daran beteiligen. Schavan sagte nun, sie appelliere an alle Hochschulen teilzunehmen.

Die SPD-Bundestagsfraktion und mehrere Verbände hatten Schavan am Montag aufgefordert, das „Chaos“ zu beenden. Ulla Burchardt (SPD) hatte Schavan Untätigkeit vorgeworfen. Bernhard Kempen, Präsident des Hochschulverbands, erklärte, es sei nicht länger hinzunehmen, dass Länder und Rektoren nicht in der Lage seien, „ein geordnetes Nachrückerverfahren auf die Beine zu stellen“. Die Vertretung der Gymnasiallehrer, der Deutsche Philologenverband, forderte „ein Ende des Zulassungschaos“. Der Präsident des Deutschen Studentenwerks, Rolf Dobischat, erklärte: „Studierwillige und ihre Eltern haben Anspruch auf ein transparentes, zügiges Verfahren.“

Es sei „ein Skandal“, sagte Kempen weiter, dass allenthalben junge Menschen dazu ermuntert würden, ein Studium aufzunehmen, dann jedoch einen undurchsichtigen Hindernisparcours vorfänden. Der Deutsche Hochschulverband sehe zuallererst die Kultusministerkonferenz in der Pflicht, für ein abgestimmtes Verfahren unter den Ländern zu sorgen: „Der Föderalismus muss sich bei der Hochschulzulassung bewähren“.

Die Leitungen der deutschen Hochschulen, namentlich die Hochschulrektorenkonferenz, machte der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, für das derzeitige Chaos bei der Zulassung der Erstsemester und Nachrücker in Deutschland verantwortlich gemacht. „Was wir derzeit erleben, ist die Folge des ungeordneten Wildwuchses von verschiedensten Zulassungsverfahrenan deutschen Universitäten, die weder zeitlich noch inhaltlich aufeinander abgestimmt sind. Das ist die Kehrseite einer übersteigerten Hochschulautonomie“, erklärte Meidinger. Nicht die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) sei an der Lage Schuld, sondern der „übersteigerte Dezentralismus der Hochschulzulassung“. Inzwischen gebe es 5500 Studiengänge mit spezifischen örtlichen Zulassungsbeschränkungen. Jede Universität versuche dabei, das Rad neu zu erfinden. „Solange die Bewerbungen zentral erfasst wurden, hat das Zulassungssystem eindeutig besser funktioniert“, teilte Meidinger mit. Die Hochschulen seien mit den dezentralen Bewerbungen und ihren selbstentwickelten Zulassungsverfahren „ganz offensichtlich überfordert“.

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