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Vom Campus gekippt. Solche Werbewagen sollen künftig nicht mehr vor Berliner Unis und Schulen stehen.

© Forum Rauchfrei

Tabakpromotion für Studierende: Reemtsma darf für Zigaretten werben

Berliner Senat hat nichts gegen Stände am Campus. Das Forum Rauchfrei ist verärgert

Der Berliner Senat sieht keinen Anlass, Zigarettenwerbung in der Nähe von Hochschulen zu unterbinden. Das Vorläufige Tabakgesetz auf Bundesebene verbiete die Außenwerbung für Tabakerzeugnisse nicht, teilt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz dem Forum Rauchfrei in einem Schreiben mit, das dem Tagesspiegel vorliegt. Die Tabakwerbung dürfe nur nicht den Eindruck erwecken, der Genuss von Tabakerzeugnissen sei gesundheitlich unbedenklich.

Johannes Spatz vom Forum Rauchfrei ist über den Brief verärgert. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sei für Verbraucherschutz gar nicht zuständig, sondern die Justizverwaltung, sagte er dem Tagesspiegel am Mittwoch. Wohl deshalb sei die Behörde gar nicht auf das Argument der Initiative eingegangen, wonach das Tabakgesetz Zigarettenwerbung verbietet, die geeignet ist, Jugendliche und Heranwachsende zum Rauchen zu verleiten (§22). Dies sei bei der Werbung am Campus aber der Fall.

Das Tabakgesetz schützt Heranwachsende

Wie berichtet, hatten zehn Professoren aus den Bereichen Medizin und Gesundheit gemeinsam mit dem Forum Rauchfrei den Regierenden Bürgermeister Michael Müller im Juni öffentlich dazu aufgefordert, Promotionstände von Reemtsma in Hochschulnähe zu unterbinden. Reemtsma habe etwa in direkter Nähe zum Campus Schöneberg der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) an mehreren Tagen im Mai und Juni Promotionstände aufstellen lassen und die junge Zielgruppe mit Bezeichnungen wie „Das Wahlfach“ und mit dem Slogan „Vive le Campus“ angesprochen. Auch würden im Auftrag des Konzerns WG-Partys organisiert oder Gewinnspiele veranstaltet. Die Teilnahme habe Reemtsma Personen ab 18 gestattet – was nach Ansicht des Forums Rauchfrei explizit gegen das Tabakgesetz verstößt, das Heranwachsende, also Personen bis zum 21. Lebensjahr, schützt. Reemtsma hatte auf eine Anfrage des Tagesspiegels nicht reagiert.

Das Forum Rauchfrei sieht den Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly als Vorbild. Er hatte im Januar 2013 erklärt, Aktionen der Tabakwerbung auf städtischen Flächen nicht mehr zu genehmigen, obwohl die Zigarettenfirma den Mindestabstand von 100 Metern zu einer Schule eingehalten hatte.

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