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Jörg Steinbach, TU-Präsident.

© Technische Universität Berlin

TU Berlin: "Auf Augenhöhe mit den Großen"

Die Technische Universität Berlin bricht auf – mit neuen Plänen für Forschung und Lehre.

Die TU Berlin ist besser als ihr Ruf. Mit dieser Botschaft präsentierte sich am gestrigen Mittwoch ihr neuer Präsident Jörg Steinbach. „Es ist frustrierend, dass unsere Erfolge in den Zeitungsartikeln zwar anerkannt werden, uns am Ende aber immer das DFG-Ranking vorgehalten wird“, sagte Steinbach. Zu einer der großen Aufgaben des neuen Präsidiums werde es gehören, für eine bessere Wahrnehmung der TU zu werben: als „emporstrebene Forschungs- und Bildungsstätte“. Das Ziel der TU sei es, mit den großen TUs „auf Augenhöhe“ zu kommen. Die TU-Angehörigen sollten in Aufbruchstimmung geraten. Helfen soll die neue „Dialogkultur“, die Steinbach versprach.

Das letzte DFG-Ranking über die Jahre 2005 bis 2007, in dem die TU bundesweit auf Platz 27 stand (gegenüber Platz 16 im Zeitraum 1996 bis 1998), sei keine gute Bewertungsgrundlage. Schließlich habe die TU ihre DFG-Einwerbungen zwischen 2006 und 2009 fast verdoppelt – obwohl sich die Zahl ihrer Professuren in den vergangenen zehn Jahren von 514 auf 275 fast halbiert habe. Zugleich habe die TU einen großen Generationswechsel vollzogen und 90 Prozent der Professuren neu besetzt. Seit zwei bis drei Jahren sehe die TU Erfolge dieses Kraftakts, darunter ein im Exzellenzwettbewerb eingeworbenes Chemie-Cluster und die jüngsten großen Einwerbungen beim European Institute of Innovation and Technology (EIT) in der Informationstechnologie und in der Klimaforschung.

„Die TU kann an die Spitze aufschließen“, sagte Steinbach. Ihre Bewerbung um die dritte Säule in der Exzellenzinitiative („Eliteunis“) sei ernst gemeint. Die Spielregeln erlaubten die von Steinbachs Vorgänger Kurt Kutzler angeregte gemeinsame Bewerbung der Berliner Unis zwar nicht. Trotzdem hätten die TU, die FU und die HU bereits verabredet, diesmal eng zu kooperieren: „Die Neuwahlen an allen Unis sind dafür eine Riesenchance“, sagte Steinbach. Man werde sich über die in der ersten Runde streng geheim gehaltenen Anträge diesmal austauschen. Die „Schwesteruniversitäten“ wollten einander auch bestimmte „Strukturen partnerschaftlich zur Verfügung“ stellen, um die Anträge aufzuwerten. So müsse die TU nicht auch noch Büros in New York oder Peking mieten, da die FU dort schon welche habe. Sie könne also durchaus auch Aufgaben für die TU übernehmen. Umgekehrt könnten FU und HU vom neuen Gründerzentrum der TU profitieren. Neben der dritten Säule will die TU zunächst vier Cluster und zwei Graduiertenschulen im Exzellenzwettbewerb anmelden.

Im Bachelor wagt die TU in drei Studiengängen ein Experiment. Bislang haben die deutschen Unis schon deshalb überwiegend sechssemestrige Bachelors eingeführt, weil nur so noch vier Semester für die Pflege des wissenschaftlichen Nachwuchses im Master bleiben. Schließlich haben die Kultusminister die Gesamtstudiendauer auf zehn Semester gedeckelt. Mit dem schon in Schweden und Spanien eingeführten „Y-Modell“ plant die TU nun „die Quadratur des Kreises“, wie Steinbach sagte: Die Studierenden können nach drei Jahren im Bachelor entscheiden, ob sie ein weiteres stark berufsbezogenes Jahr im Bachelor absolvieren und dann in den Beruf gehen oder ob sie lieber in ein zweijähriges Masterstudium wechseln wollen. Die Studiengänge werden in den Gebieten „Nachwachsende Rohstoffe“, „Landschaftsplanung“ und „Luft- und Raumfahrt“ eingerichtet.

Die TU wächst. Wegen der doppelten Abiturjahrgänge wird sie in den nächsten Jahren 30 Prozent mehr Anfänger aufnehmen. Das verursacht Platzmangel, genauso wie Erfolge in der Forschung. Es fehlt eine Fläche in der Größe von zwei bis drei Fußballfeldern. Aus dem Haushalt der TU sei das nicht zu finanzieren, sagte Kanzlerin Ulrike Gutheil: „Wir müssen mit dem Land ins Gespräch kommen.“

Vom neuen Preismodell, bei dem zwei Drittel der Grundfinanzierung der Unis nach Leistung abgerechnet werden, erwartet man an der TU jedenfalls keinen Geldregen. Da die Ausgaben des Landes gedeckelt seien, werde die TU finanziell bestenfalls ihren Status quo erhalten können. „Die Euphorie des Wissenschaftssenators teilen wir nicht“, sagte Steinbach. Die TU hofft, dass gemeinsame Berufungen mit außeruniversitären Instituten ihren Personalmangel lindern. Außerdem hofft sie, dass sie Gastprofessuren mit Geld aus Berlins Einstein-Stiftung bezahlen kann – „wenn das Geld denn endlich bei uns landet“, wie Steinbach sagte. Anja Kühne

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