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Plan für den Campus der Türkisch-Deutschen Universität.

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Türkisch-Deutsche Uni in Istanbul: Später Start am Bosporus

Im September eröffnet die Türkisch-Deutsche Uni ihren Lehrbetrieb - nach einer langen, schwierigen Gründungsgeschichte. Die deutsche Seite hofft auf ein Signal für die Zivilgesellschaft, der türkische Rektor wiegelt ab.

„Wir haben uns jahrelang bemüht, dass diese Universität auch wirklich starten kann.“ In den Worten von Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) zur Eröffnung der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) klingt Ungeduld nach. Fünf Jahre nach der Gründungsvereinbarung und drei Jahre nach der Grundsteinlegung soll die Uni Mitte September in Istanbul den Lehrbetrieb aufnehmen. Dass es jetzt mit 135 Studierenden in drei Bachelorstudiengängen (Jura, Mechatronik, Betriebswirtschaft) und zwei Masterstudiengängen, darunter interkulturelles Management, losgehen soll, sei angesichts der Schwierigkeiten beachtlich, sagte Wanka am Mittwoch in Berlin.

Mit dem Juristen Halil Akkanat konnte sie nun auch einen Gründungsrektor präsentieren, den mittlerweile dritten nach den Rückzügen eines designierten und eines bestellten Rektors. Ein Hintergrund des verzögerten Unistarts sollen Unstimmigkeiten über die Kandidatenauswahl gewesen sein, die der türkischen Seite obliegt. Gerungen wurde auch um das Grundstück für den Campus der TDU.

Die Wahl fiel schließlich auf eine ehemalige Baumschule im Stadtteil Beykoz auf der asiatischen Bosporusseite. Bislang sind dort vier provisorische Gebäude entstanden. Bis Ende 2016 werde der erste Bauabschnitt des eigentlichen Campus mit 70 000 Quadratmetern für Lehre, Forschung und Verwaltung errichtet; die von der türkischen Seite getragenen Kosten beliefen sich auf 60 Millionen Euro, sagte Akkanat. Wenn 2019/20 der zweite Bauabschnitt vollendet ist, sollen 5000 Studierende in fünf Fakultäten lernen.

Die Fakultäten werden in Kooperation mit fünf deutschen Partnerhochschulen aufgebaut, für die Rechtswissenschaften ist das etwa die FU Berlin, für die Naturwissenschaften die Uni Potsdam. Insgesamt gehören 29 Hochschulen und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) einem Konsortium an, das die deutsche Seite vertritt. Aus Wankas Ministerium kamen bislang 2,5 Millionen Euro, künftig sollen für die Lehre und für Deutschlandaufenthalte der Studierenden jährlich vier Millionen Euro fließen.

Die TDU ist eine staatliche türkische Universität. Die Seminarsprache soll dennoch hauptsächlich Deutsch sein, es wird in einem Vorbereitungsjahr gelehrt. Türkische Bewerber müssen die staatliche zentrale Zulassungsprüfung durchlaufen. Für deutsche und andere ausländische Bewerber gibt es ein Kontingent von zehn Prozent der Studienplätze und keinen Numerus clausus. Allerdings zahlen sie eine Studiengebühr von rund 600 Euro im Jahr.

„Ein wichtiges Signal für die Entwicklung der Zivilgesellschaft“ wünscht sich Wanka von der TDU. Die Präsidentin des Konsortiums, Rita Süssmuth, will „keine unpolitische Universität“. Und wie sieht Rektor Akkanat die Rolle der Uni nach der Protestbewegung der vergangenen Monate? „Als staatliche Universität sollten wir objektiv sein.“ Amory Burchard

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