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Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

TURNERS Thesen: Das Desaster begrenzen

In der Stadt kursiert ein Witz: Was ist der Unterschied zwischen dem verunglückten Flughafen BER und der Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft? Antwort: Es gibt keinen.

In der Stadt kursiert ein Witz: Was ist der Unterschied zwischen dem verunglückten Flughafen BER und der Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft? Antwort: Es gibt keinen. Beide schaden dem Ansehen und Wohlergehen von Berlin, beide stehen für kaum verständliches Unvermögen im Amt und beide werden persönlich beaufsichtigt vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Der wenigstens bleibt sich in seinen Fehlern treu.

Beim BER kehrt er zurück an den Ort persönlicher Angreifbarkeit, in die Leitung des Aufsichtsrates. Das ist politisch unklug, aber für die Schlussabrechnung hilfreich. Wenn der Flughafen einmal fertig sein wird, bleibt klar, wen man für das Desaster verantwortlich machen kann.

Bei Senatorin Scheeres wird man das sich abzeichnende Desaster auch Wowereit anlasten, denn auch dort wiederholt sich ein wowereitscher Fehler. Die erste Version hieß Thomas Flierl, 2002 bis 2006 Wissenschaftssenator unter Rot-Rot. Auch er war von seiner Aufgabe überfordert, aber Wowereit konnte das immerhin seinem linken Koalitionspartner anlasten. Scheeres ist Wowereits eigene Wahl. Ihre mangelnde Eignung wird noch deutlicher, weil sie nicht nur mit Jürgen Zöllner einen weithin respektierten Vorgänger hat, sondern auch noch systematisch dessen Arbeitsergebnisse ruiniert. Scheeres Fehlgriff bei den Privatschulen offenbart ihre ideologische Verbohrtheit. Wenn sie die staatlichen Schulen nicht zu verbessern weiß, reicht es immer noch, um den privaten zu schaden. Und wenn sie am anderen Ende ihres Ressorts, bei der Spitzenforschung, schon keine eigenen Vorstellungen hat, reicht es immer noch dazu, das von Zöllner gesponnene Netz von Weltklasseforschern in der Einstein-Stiftung zu zerfetzen.

Zöllner hat so angesehene Persönlichkeiten wie den ehemaligen Präsidenten der US-Spitzenuniversität Stanford, Gerhard Casper, für ein ehrenamtliches Engagement im Stiftungsrat gewinnen können. Scheeres hält es nun für ihre Aufgabe, die besten Freunde der Stadt zu brüskieren, wenn sie ihnen erst die Mittel auf groteske Weise entzieht, um dann zu sagen, man solle doch mehr private Unterstützung einwerben. Was werden die so vorgeführten Wissenschaftler tun? Nichts mehr für Berlin – sie sind überall gefragt.

Wahrscheinlich kann Senatorin Scheeres nicht ermessen, welchen Schaden sie durch ihre Mischung von Ideologie und Unvermögen der Stadt zufügt. Sie gefährdet den Schulfrieden und sie blamiert die Wissenschaft an ihrer empfindlichsten Stelle, der internationalen Reputation. Wohl aber sollte der Regierende Bürgermeister erkennen, dass er sich neben dem Flughafen nicht noch eine zweite selbst verschuldete Blamage leisten kann.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de

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