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Turners Thesen: Flüchtlinge sofort weiterbilden

Flüchtlinge, die bleiben dürfen, sollten nicht in Massenunterkünften betätigungslos herumsitzen. Für sie sollten sofort Weiterbildungen angeboten werden, seien es Sprachkurse oder Landeskunde.

Die Erleichterung der Flüchtlinge ist groß, das „gelobte Land“ Germany erreicht zu haben. Die daraus erwachsende Begeisterung gilt es aufzufangen. Wer bleiben darf, sollte nicht in Massenunterkünften betätigungslos herumsitzen. Man sollte nicht darauf warten, bis die viel zu zeitraubende Antragsprozedur erledigt ist und die Voraussetzungen erbracht sind, (Volks-)Hochschulen zu besuchen oder eine Berufsausbildung zu beginnen.

Unterricht auch in Massenunterkünften

Das heißt: Auch in Massenunterkünften sollte für Unterricht gesorgt werden. Aktivitäten werden kanalisiert, die Betroffenen lernen etwas Nützliches, sie werden (ab)gelenkt und erfüllen Pflichten. Das Land, das für die Zugereisten das erstrebte Ziel war, sollte ihnen in Geschichte und Verfassung sowie den Lebensumständen nähergebracht werden, auch mit dem, was von ihnen erwartet wird. Wenn die Deutschkenntnisse der Interessenten nicht ausreichen, ist es besser, sich des Englischen zu bedienen als die fehlenden Sprachkenntnisse als Hindernis zu sehen. Insoweit könnte man der Idee der unterschiedlichen Behandlung nach Herkunftsland und Sprache etwas abgewinnen: eine homogene Gruppe ist besser und schneller zu fördern als eine heterogen zusammengewürfelte.

Wenn Integration misslingt

Welche Konsequenzen es haben kann, wenn Integration misslingt oder gar nicht erst versucht wird, zeigen Fälle aus zwei Bereichen: Russlanddeutsche Kinder, vor allem männliche, die mit ihren Familien in die Bundesrepublik kamen, erfuhren als Heranwachsende persönliche Isolierung. Die Folge war ein teilweises Abrutschen in Kriminalität. Der Schrecken, den einzelne Mitglieder arabischer Großfamilien verbreiten, sollten Mahnung genug sein, jetzt darüber nachzudenken, wie sich die Lebensläufe der Neuankömmlinge beeinflussen lassen.

Den Willen der Flüchtlinge nicht brachliegen lassen

Frühere Flüchtlingsgenerationen werden vielleicht mit dem Gefühl der Vernachlässigung wahrnehmen, dass ihnen nicht die gleiche Aufmerksamkeit gewidmet wurde wie der aktuellen. Aber Fehler müssen nicht wiederholt werden. Belässt man es bei dem schwerfälligen Verfahren, das für die Betroffenen zunächst Untätigkeit bedeutet, geht Energie verloren. Die Flüchtlinge wollen einen Neuanfang – jetzt und nicht am St. Nimmerleinstag. Ihre Bereitschaft und ihren Willen darf man nicht brachliegen lassen. Andernfalls kommt es zu einer Parallelgesellschaft mit unliebsamen Erscheinungen – in einigen Jahren. Noch kann eine möglicherweise tickende Zeitbombe entschärft werden.

- Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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