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Turners Thesen: Ganze Unis kann man nicht benoten

Der Begriff „Eliteuniversität“ ist im Exzellenzwettbewerb nie offiziell verwendet worden. Anfang 2004 brachte die damalige Bundesministerin Bulmahn ihn ins Spiel, mit der Absicht, eine so genannte Elite- oder Spitzenuniversität neu zu gründen.

Der Begriff „Eliteuniversität“ ist im Exzellenzwettbewerb nie offiziell verwendet worden. Anfang 2004 brachte die damalige Bundesministerin Bulmahn ihn ins Spiel, mit der Absicht, eine so genannte Elite- oder Spitzenuniversität neu zu gründen. Der Vorschlag erledigte sich schnell, nicht aber der Begriff.

Die öffentliche Wahrnehmung konzentriert sich ganz wesentlich auf die nun ausgewählten neun Universitäten. Die Zäsur wirkt für andere wie ein Fallbeil. Es entsteht der Eindruck, man könne Universitäten als Ganze vergleichen. Die Folge ist, dass Fächer, die nur eine mittlere Qualität aufweisen, unter Umständen im Windschatten einer „Eliteuniversität“ mitsegeln. Andererseits verlieren besonders gut vertretene Disziplinen an Universitäten, denen jenes Etikett fehlt, an Bedeutung, selbst wenn sie mit Clustern und Graduiertenschulen erfolgreich waren.

Die Endrundenteilnehmer beider Jahre, die nicht zum Zuge gekommen sind, haben offenbar lediglich nicht so überzeugende Zukunftskonzepte vorgelegt wie die Sieger. Es ist gang und gäbe, dass Hochschulen mit Anträgen scheitern und andere Erfolge haben. Daran knüpfen sich regelmäßig aber nicht solche Effekte wie bei der Entscheidung über die Zukunftskonzepte.

Auch auf die Attraktivität deutscher Universitäten im Ausland hat die Entscheidung Einfluss. Wenn man schon nach Deutschland geht, soll es eine der „Eliteuniversitäten“ sein. Für die Zukunft wird ernsthaft erwogen, nach dem Muster der Bundesliga Abstieg und Aufstieg zu regeln. Dass Fachbereiche wegen der wechselnden Qualität ihres Personals Schwankungen in der Bewertung unterliegen, ist natürlich. Aber es sind Vertreter von Fachdisziplinen, die Qualität ausmachen. Deshalb ist es falsch, bei der Bewertung nicht dort anzusetzen, sondern zu glauben, man könne ganze Institutionen benoten. Die eingetretenen Wirkungen sind Kollateralschäden, die man hätte vermeiden können.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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