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TURNERS Thesen: Mehr Ehre der Lehre

Mehr Lehrpersonen an den Universitäten und eine höhere Qualität der Lehre, das hat der Wissenschaftsrat vor einiger Zeit gefordert. Der Autor meint, das bringt nichts, wenn die Studenten nicht auch selber lernen

Der Wissenschaftsrat hat vor einiger Zeit eine Lanze für die Lehre an den Hochschulen gebrochen. Eine Vermehrung der Stellen für Lehrpersonen sei angesichts der Relation zu der Zahl der Studierenden zwingend geboten, auch kämen starke Jahrgänge auf die Hochschulen zu. Aber nach dem mutmaßlichen Anstieg der Studierendenzahlen wird es ein Absinken geben. Nun könnten demnächst einzustellende Lehrkräfte für die Zeit nach dem Ansturm ein ideales Betreuungsverhältnis verheißen. Das hieße aber die Rechnung ohne die Haushälter zu machen: Rückläufige Studierendenzahlen werden zu einer Kürzung der Zuschüsse führen. Dann ist es besser, jedenfalls einen Teil der neuen Stellen nur für die Zeit der besonderen Belastung einzurichten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass zu einem späteren Zeitpunkt die dann mehr oder weniger zufällig frei werdenden Stellen gestrichen werden. Die Folge ist eine verzerrte Altersstruktur. Alles schon wiederholt geschehen.

Der Wissenschaftsrat betont auch, dass bei der Einstellung der Nachwuchswissenschaftler auf die Qualität der Lehre zu achten sei. Allerdings ist es falsch, wenn behauptet wird, auf die Lehre würde bei der Auswahl kein Wert gelegt. Im Habilitationsverfahren und bei der Berufung wird auf die entsprechende Lehrbefähigung geachtet.

Vor etwa 30 Jahren wurde Hochschuldidaktik als Pflicht der Lehrenden ganz groß geschrieben. Vielleicht waren es die falschen Vermittler, die sich in den einzelnen Fachdisziplinen der Sache angenommen haben. Jedenfalls sind die verschiedenen Didaktiken ziemlich schnell in Verruf geraten. Einer Neuauflage, auch in Form von "Trainingscamps" für angehende Hochschullehrer, sollte man eher mit Skepsis begegnen. Bei allen Anstrengungen um "bessere Lehre" und den Bemühungen, den Stoff mundgerecht zu servieren, darf nicht vergessen werden, dass dies nichts bewirkt, wenn die Studierenden ihn nur passiv konsumieren. Ein oft vernachlässigter Grundsatz ist: repetitio est mater studiorum.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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