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TURNERS Thesen: Unternehmen Universität?

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Ein neues Modewort geistert durch die Hochschullandschaft: „Unternehmen Universität“ oder „Unternehmerische Universität“. Skeptiker befürchten dahinter eine Kommerzialisierung der Bildung, oft gleichgesetzt mit Privatisierung. Gemeint ist allerdings, dass Ziele vorgegeben und die Umsetzung kontrolliert wird, dass Einrichtungen als Ganze etwas erreichen und Erfolg haben sollen, dass an der Spitze eine Persönlichkeit steht, die etwas gestalten will.

Das kann leicht mit den Interessen der Träger von Teilleistungen, also den Professoren kollidieren. Auch sie wollen etwas erreichen, nämlich eine möglichst optimale Leistung und Anerkennung auf ihrem Fachgebiet. Lösbar ist der Konflikt nur, wenn die Vertreter der Fächer in das Gesamtvorhaben „Unternehmen“ einbezogen werden. Ohne oder womöglich gegen sie kann das Ergebnis nur eine „atomisierte“ Institution sein, in der bestenfalls jeder für sich, wenn nicht jeder gegen jeden kämpft.

Viel gewonnen wäre schon, wenn anerkannte Methoden des Managements und des ökonomischen Handelns aus der Wirtschaft übernommen würden, soweit sie übertragbar sind. Die Möglichkeiten hat bereits eine sehr detaillierte Darstellung aus dem Jahr 1976 aufgezeigt (Wibera-Projektgruppe/Bolsenkötter, Ökonomie der Hochschule, 2 Bände: Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung). Die ganze Richtung passte seinerzeit den zuständigen Ministerien nicht, bedeutete die Umsetzung doch eine Verlagerung von deren Kompetenzen an die Universitäten. Es gibt allerdings auch Grenzen für die Übernahme von Methoden und Arbeitsweisen, weil die Aufgaben von Wirtschaftsunternehmen und Universitäten unterschiedlich sind. Unternehmer oder Manager müssen auf Umsatz und Gewinn achten. Wissenschaftler sollen frei sein, Lehre und Forschung zu betreiben, wobei mit den ihnen anvertrauten Mitteln sparsam umzugehen ist.

So richtig es ist, „mehr Ökonomie“ in den Universitäten zu praktizieren – Wunder sind nicht zu erwarten. Manch vollmundige Selbstdarstellung, wie sie vor allem von Exponenten selbst ernannter unternehmerischer Universitäten aus Süddeutschland verlautbart wird, kann sich schnell als Sprechblase erweisen.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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