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Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: Zu viel Vielfalt ist unübersichtlich

Exzellenzuniversitäten und solche, die es knapp nicht (mehr) wurden, Fachhochschulen und solche, die sich den Universitäten annähern: Die Hochschullandschaft profiliert sich - und wird unübersichtlich.

Formal gibt es im Zusammenschluss der deutschen Hochschulen in der Hochschulrektorenkonferenz die „Bänke“ der Universitäten, der Fachhochschulen, der Kunst- und Musikhochschulen sowie der Kirchlichen Hochschulen. Immer deutlicher aber zeichnen sich andere Einteilungen ab. Und es sind Separationsbemühungen auszumachen, die es zunehmend schwerer machen, die Hochschulrektorenkonferenz als die Stimme der Hochschulen zu erkennen.

Als Erstes haben sich im Jahr 2005 neun Technische Universitäten als Verein zusammengeschlossen. Es würde überraschen, wenn nicht die mit dem Exzellenzprädikat geadelten Universitäten einen eigenen Klub aufmachen. Je mehr die Fachhochschulen versuchen, sich den Universitäten anzunähern, werden Universitäten, die nicht zum Kreis der Exzellenten gehören, sich absetzen. Das werden neben den in den letzten Runden des Exzellenzwettbewerbs gescheiterten vor allem große Universitäten sein wie Bonn, Münster, Frankfurt oder Hamburg; gewissermaßen die Gruppe 1b. Mittelgroße und kleine Einrichtungen werden den universitären „Rest“ bilden. Fachhochschulen, denen es gelingt, ein eigenes Profil zu entwickeln, werden ebenfalls nach besonderer Erkennbarkeit streben. Erstes Anzeichen ist der Zusammenschluss von Fachhochschulen zur „Hochschul-Allianz für Angewandte Wissenschaften“.

Schließlich nimmt die Zahl der privaten Einrichtungen zu, die sich, was Angebot und wissenschaftliche Leistung angeht, nicht mit Universitäten messen können, von denen sich aber manche in Selbstüberschätzung Universität nennen.

Die Vielfalt mögen die begrüßen, die meinen, darin liege die Chance von Innovation und Kreativität. Andere nehmen in erster Linie Unübersichtlichkeit wahr. Jedenfalls verschwimmen die klaren Strukturen eines höheren Bildungssystems immer mehr. Das erschwert die Orientierung und lässt bei der Selbstdarstellung Raum für manche fantasievollen Bezeichnungen. Man muss also genau hinschauen, um festzustellen, was sich hinter einem Etikett verbirgt. Das gilt für Studierwillige, die so auf falsche Fährten gelockt werden können, aber auch für Arbeitgeber, denen die Bezeichnung eines Abschlusses nicht ohne Weiteres sagt, welche Qualifikation damit bescheinigt wird.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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