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Studierende laufen suchend durch das Foyer eines Universitätsgebäudes.

© TU Presse/Jacek Ruta

Volles Haus an der TU Berlin: Überfüllte Tutorien, überlastete Helfer

Der Asta der TU Berlin schlägt Alarm: Wegen der vielen Erstsemester seien Tutorien vollkommen überfüllt, die studentischen Helfer überlastet.

Das Berliner Tutoren-Modell gilt als bundesweit vorbildlich. Seit den 1950er Jahren unterstützen erfahrene Studierende ihre Kommilitonen in den ersten Semestern mit Übungen, die sie neben den verpflichtenden Vorlesungen und Seminaren anbieten. Sie gehen mit ihnen den neuen Stoff durch, helfen, Wissenslücken zu schließen. Gearbeitet wird möglichst in Kleingruppen. Doch zumindest an der Technischen Universität Berlin (TU) ist das bewährte Modell offenbar gefährdet. Der Asta der TU berichtet von „überfüllten Tutorien und dauerhaft überlasteten Tutorinnen und Tutoren“.

Laut Asta 30 Tutoren für 3300 Studierende

Im Grundlagenfach „Analysis I für Ingenieurwissenschaften“ etwa sähen sich derzeit 30 Tutoren über 3300 Studierenden gegenüber. Schon lange werde nicht mehr in Kleingruppen gearbeitet, sagt Asta-Sprecher Benjamin Bisping. Doch in diesem Wintersemester seien die Studierendenzahlen enorm gestiegen, gleichzeitig hätten nicht alle Tutorenstellen besetzt werden können. Das habe der Direktor des Instituts für Mathematik den studentischen Mitarbeitern schriftlich mitgeteilt. Daraufhin sei den Tutoren verordnet worden, zusätzliche Gruppen zu übernehmen – „bei gleichem Monatslohn und ohne Freizeitausgleich“, kritisiert der Asta.

TU-Sprecherin Steffi Terp bestätigt auf Anfrage den großen Andrang auf Serviceveranstaltungen des Instituts für Mathematik für alle Natur- und Ingenieurwissenschaften. Im Herbst 2014 hätten sich dafür rund 7100 Studierende angemeldet, jetzt seien es rund 8300. Insgesamt habe die TU in diesem Herbst zehn Prozent mehr Studierende aufgenommen.

Die TU sagt, dass de facto keine Mehrarbeit anfällt

Die Zahl der Mathe-Tutoren sei aber gehalten worden, auch weil das Institut gezielt Studierende angesprochen habe, sagt Terp. Die Tutoren würden bis Jahresende jeweils eine Gruppe mehr übernehmen, teilt Terp mit. „Dies geschieht in der regulären Arbeitszeit, sodass keine Mehrarbeit anfällt.“ Als Ausgleich sollten sie eine Reduktion bei den Korrekturarbeiten erhalten. Außerdem werde das Institut zusätzlich Großübungen anbieten und weitere Lehraufträge vergeben.

Der Stundenlohn wurde seit über zehn Jahren nicht erhöht

Der Asta kritisiert gleichwohl, dass es es keine Möglichkeit gebe, Überstunden abzurechnen. Zudem sei der Stundenlohn von 10,98 Euro seit 2003 nicht erhöht worden. Damit sei die Arbeit als Tutorin oder Tutor gegenüber vielen anderen Studentenjobs nicht mehr konkurrenzfähig, offene Tutorenstellen an der Uni könnten kaum noch besetzt werden.

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