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Exzellenzwettbewerb: Unfug macht nicht exzellent

Die Berliner Universitäten haben dank der im Hochschulgesetz vorgesehen „Experimentierklausel“ die Möglichkeit, ihre Leitungen, und damit die Präsidenten, zu stärken. Teile der Regierungskoalition wollen dies spätestens in einer großen Novelle des Hochschulgesetzes ändern und die Professorenmehrheit abschaffen, indem entweder die Viertelparität oder das Kreuzwahlrecht (Professorenvertreter würden dann auch von anderen Gruppen gewählt) eingeführt wird.

Die Berliner Universitäten haben dank der im Hochschulgesetz vorgesehen „Experimentierklausel“ die Möglichkeit, ihre Leitungen, und damit die Präsidenten, zu stärken. Teile der Regierungskoalition wollen dies spätestens in einer großen Novelle des Hochschulgesetzes ändern und die Professorenmehrheit abschaffen, indem entweder die Viertelparität oder das Kreuzwahlrecht (Professorenvertreter würden dann auch von anderen Gruppen gewählt) eingeführt wird. Das passt zum laufenden Exzellenzwettbewerb, in dem die Freie und die Humboldt-Universität sich Hoffnungen auf den Zuschlag machen, und zu dem gerade vom Regierenden Bürgermeister und vom Wissenschaftssenator verkündete Projekt „Berlin als Stadt des Wissens“ wie die Faust aufs Auge.

Beim Exzellenzwettbewerb wird über Zukunftskonzepte entschieden. Das heißt nicht nur, dass entsprechende Vorhaben zu Papier gebracht werden und die dafür erforderlichen Mehrheiten in den Universitäten zu gewinnen sind, sondern auch, dass eine einigermaßen sichere Gewähr dafür gegeben sein muss, dass die Projekte durchgeführt werden. Zufälligkeiten und ständig wechselnde Mehrheiten in der Zusammensetzung der Gremien sind sicher keine Garantie für Kontinuität und Stetigkeit. Selbstverständlich sind die jetzt amtierenden Präsidenten nicht dauerhafte Stelleninhaber. Ebenso können neu gewählte Gremienmitglieder andere Positionen haben als die derzeitigen Vertreter.

Unfug unterlassen, der schon anderswo Langzeitschäden erbracht hat

Nur eines ist ebenso sicher: Wackelige Professorenmehrheiten, womöglich sogar die ansonsten überall als Ladenhüter abgelegte Viertelparität, stellen ein Moment der Ungewissheit und Labilität dar. Außer bei einigen unverbesserlichen Mitgliedern im Lager der jetzigen Regierungskoalition hat man das überall begriffen. Es ist ja nicht überraschend, dass Baden-Württemberg und Bayern in dem Wettbewerb die Nase vorn haben und ihn fast dominieren. Drei Universitäten aus diesen Ländern sind bereits ausgewählt. Von den jetzt im Rennen befindlichen acht sind weitere drei aus dem Südwesten. Das liegt nicht nur an der besseren Ausstattung, sondern auch daran, dass dort mancher Unfug unterblieben ist, der anderswo Langzeitschäden erbracht hat.

Es ist zu hoffen, dass es bei der Absage von Wowereit an die Viertelparität bleibt und Zöllner die Befürworter des Kreuzwahlrechts in der SPD mit seiner fachlichen Autorität in die Schranken weist. Die Linkspartei ist in der Hochschulpolitik ohnehin nicht ernst zu nehmen. Flierl lässt grüßen.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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