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Die TU Dresden ist die größte Uni in Ostdeutschland.

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Unis in Ostdeutschland: Werben und sparen

Zwei asiatische Reporter mit den Namen Gang und Dong tingeln durch die ostdeutschen Hochschulen. Manche Hochschulrektoren hielten die Idee einer Werbeagentur anfangs für verrückt. Doch jetzt wird eine positive Bilanz der Kampagne gezogen.

Wie könne das schrille Paar seriöse Informationen über die Hochschulen in den neuen Ländern vermitteln? So lautete ein Vorbehalt. Doch Gang und Dong fahren in ihrem bunten Bus weiter von Campus zu Campus, interviewen Studierende und Professoren. Alles wird gefilmt und dann online gestellt. So soll sich das Bild vom bunten Leben im Osten unter Studieninteressierten im Westen verbreiten.

Was Gang und Dong zeigen, entspreche so gar nicht dem Image, „dass im Osten Dunkeldeutschland liegt“, sagt der Rektor der Technischen Universität Ilmenau, Peter Scharff, jetzt bei einer Tagung anlässlich des fünfjährigen Bestehens der „Hochschulinitiative Neue Bundesländer“ in Berlin. Aber sind es wirklich Gang und Dong, die westdeutsche Abiturienten in den Osten locken? Oder ist es der ausufernde Numerus clausus an den westdeutschen Hochschulen, der junge Leute mit mittelmäßigen Noten in die Ferne ziehen lässt? Diese Frage ließ sich beim Treffen der ostdeutschen Unis in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften nicht klären.

Fest steht jedoch: Mehr und mehr Westdeutsche studieren in Ostdeutschland. In Mecklenburg-Vorpommern ist der Anteil der Studienanfänger aus dem Westen seit 2009 von 19 Prozent auf jetzt 38 Prozent gestiegen. In Sachsen kamen nur elf Prozent der Studienanfänger aus dem Westen, heute sind es 29 Prozent. Sachsen-Anhalt verzeichnet eine Steigerung von 16 auf 35 Prozent, Thüringen von 21 auf 37 Prozent. Brandenburg hat den geringsten Zuwachs, aber wegen der Nähe zu Berlin liegt dort der Anteil westlicher Studienanfänger konstant bei über 40 Prozent.

Das ist ganz im Sinne der Hochschulpolitik. Seit der Wiedervereinigung hat sich die Geburtenzahl im Osten halbiert, so dass die Abiturienten im Osten nicht ausreichen, um die Studienplätze an den dortigen Universitäten und Fachhochschulen zu füllen. Gleichzeitig sind die Hochschulen im Westen wegen geburtenstarker Jahrgänge, doppelter Abiturjahrgänge und des Wegfalls der Wehrpflicht vielfach überlaufen. Deswegen fördert der Hochschulpakt von Bund und Ländern die Osthochschulen allein dafür, dass dort die Aufnahmekapazitäten nicht von den Sparkommissaren in den Finanzministerien reduziert, sondern für westdeutsche Studenten offen gehalten werden.

Die niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka – zuvor Ministerin in Brandenburg – bezeichnete den Hochschulpakt als „eine der großartigsten Leistungen in der Bildung seit dem Krieg“, also seit 1945. Leider sei derzeit nicht durch alle Länder eine ehrliche Kofinanzierung gewährleistet. Das heißt, dass mancherorts kein „frisches Geld“ an die Hochschulen fließt, um zusätzliche Studienanfängerplätze aufzubauen oder ihre Zahl zu halten.

In der Kritik steht derzeit Sachsen, wo die Universitäten unter massivem Spardruck des Landes Stellen streichen müssen. Das Land beruft sich auf den demografischen Wandel in Sachsen – und rechnet langfristig nicht mit einem Ausgleich durch Studierende aus dem Westen.

Wer den Bund auffordere, wegen der weiter steigenden Studierendenzahlen ein groß angelegtes neues Programm zu starten, müsse zunächst die Finanzminister der Länder überzeugen, einen echten Länderbeitrag zu leisten, sagte Wanka. Gleichwohl fordert Wanka eine neue Dimension des Hochschulpakts – zusätzliche Dauerstellen für Wissenschaftler. Die andauernd hohen Studierendenzahlen auch nach 2020 seien nicht allein mit befristet Beschäftigten zu bewältigen.

Wanka plädierte auch für eine Grundgesetzänderung zugunsten der Hochschulen auf der Grundlage von Artikel 91b. „Nur dann können wir langfristig den Hochschulpakt absichern.“ Neue Bundesprogramme auch für die Schulen seien finanziell nicht drin.

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