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Universität Hamburg: Glücklose Präsidentin

Nach dem Rücktritt der Hamburger Unipräsidentin: Headhunter Klaus Landfried verteidigt Monika Auweter-Kurtz. Sie sei die richtige Kandidatin gewesen.

Am Ende musste Monika Auweter-Kurtz doch gehen. Die Präsidentin der Universität Hamburg hat wie berichtet nach monatelangen Querelen mit der Hochschulbasis ihr Amt aufgegeben. Der Auflösungsvertrag, den die 58-Jährige am vergangenen Freitag in der Wissenschaftsbehörde unterschrieben hat, wird am Mittwoch wirksam. Die vorübergehende Leitung der Uni übernimmt Vizepräsidentin Gabriele Löschper, die bereits als mögliche Nachfolgerin gehandelt wird.

Raumfahrtspezialistin Auweter-Kurtz war 2006 aus Stuttgart an die Universität Hamburg gerufen worden. Sie verordnete der Hochschule einen Struktur- und Entwicklungsplan, der die in Rankings stets mittelmäßig bewertete Universität national und international stärken sollte. Doch das Reformtempo war vielen Mitarbeitern zu hoch, und Auweter-Kurtz wurde ein autoritärer Führungsstil vorgeworfen. Auf dem Höhepunkt des Streits, der sich zuletzt um einen von der Präsidentin abgelehnten Dekan der Geisteswissenschaften drehte, forderten 120 Professoren und 170 wissenschaftliche Mitarbeiter Anfang Juni ihre Abwahl.

In einem offenen Brief bekannte sich Auweter-Kurtz zu einer Kommunikation „auf derselben Augenhöhe“. Verwaltungsabläufe, die zu einer Überlastung geführt hätten, sollten verbessert werden. Mit Rückendeckung des Hochschulrats wollte die Präsidentin im Amt bleiben. Doch positive Signale aus der Uni – so sprach sich der Verband der Hochschullehrer in Hamburg für Auweter-Kurtz aus – waren offenbar zu schwach. Vor zehn Tagen schickte Hamburgs Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach der Präsidentin den Auflösungsvertrag. In einer Stellungnahme vom Freitag erklärte Auweter-Kurtz, die Reformschritte seien unabdingbar. Sie scheide aus dem Amt, „da ich derzeit nicht mehr den erforderlichen Rückhalt habe, um den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen zu können“.

Hochschulexperte Klaus Landfried, der Auweter-Kurtz als Headhunter nach Hamburg geholt hatte, verteidigt die glücklose Präsidentin. An der Uni Stuttgart habe Auweter-Kurtz große Projekte mit der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa koordiniert und mit hunderten Wissenschaftlern zusammengearbeitet, sagte Landfried dem Tagesspiegel. An ihrem Institut habe sie eine große Arbeitsgruppe allein aus Drittmitteln finanziert, zudem sei Auweter-Kurtz als Dekanin und Gleichstellungsbeauftragte hoch geschätzt gewesen. Der Hochschulrat der Uni Hamburg habe sich in Stuttgart 2006 davon überzeugt, „dass ihr Umgang mit Mitarbeitern vorbildlich war“. „Die Behauptung einiger Professoren, Auweter-Kurtz sei ohnehin die Falsche gewesen, zeugt von Unkenntnis“, sagt Landfried, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. „Eine Unverschämtheit“ sei es, Ingenieurwissenschaftlern generell die Eignung abzusprechen, eine Universität zu leiten.

Die kommissarische Leiterin Gabriele Löschper ist Sozialpsychologin und war früher Gleichstellungsbeauftragte der Uni Hamburg. Gemeinsam mit den übrigen Vizepräsidenten und mit Dekanen bekennt sich Löschper zum Reformprozess. Allerdings solle das Reformtempo „kritisch überprüft“ werden. Amory Burchard

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