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Experimente wagen. Viele Phänomene werden ohne Mathe verstanden. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Unterrichtsreform: Experten wollen Physik in der Schule entschlacken

"Viele Physik-Lehrpläne sind überfrachtet": Die Deutsche Physikalische Gesellschaft fordert eine Reform des Unterrichts in der Schule. Das soll das Fach beliebter machen.

„Weniger rechnen, mehr denken“: So stellt sich die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) eine Reform des Physikunterrichts in der Schule vor. Der Unterricht müsse „die Illusion einer vollständigen Vermittlung aller Aspekte der Physik aufgeben“, heißt es in einer DPG-Studie, auf die der Verband jetzt hinweist. Die Stofffülle solle reduziert werden, die Lehrkräfte besser beispielhaft in die Tiefe gehen: „Viele Lehrpläne sind überfrachtet.“

Physik gehöre zu den unbeliebtesten Fächern überhaupt – so steht es sogar in der Studie der DPG. Um das zu ändern, müssten im Unterricht schülernahe, gesellschaftlich relevante Kontexte vermittelt werden: „Die Inhalte müssen an die Erfahrungswelt der Jugendlichen anknüpfen.“ Das werde aber kaum gelingen, halte man am „Vollständigkeitsgedanken“ fest. Viele physikalische Phänomene könnten auch ohne streng mathematische Formulierungen verstanden werden, was Schülerinnen und Schülern den Zugang erleichtere.

Die Experten denken an einige zentrale Basiskonzepte, die sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Jahrgangsstufen ziehen sollten: Wellen, Kräfte, Energie und Materie. Das Experimentieren und eigene Formulieren von Hypothesen solle im Unterricht im Vordergrund stehen.

Kaum ein Fach bietet so viele Schnittstellen zum 'realen Leben': vom Bremsweg, der Energieversorgung, der Hebelwirkung unserer Gliedmaßen, der Raumfahrt bis zum Klimawandel - die Physik lässt sich überall entdecken. Da sollte man ansetzen, wenn man Physikunterricht interessanter gestalten will.

schreibt NutzerIn gophi

Erwartungen an den Physikunterricht herunterschrauben

Die DPG versucht, die Erwartungen an den Physikunterricht herunterzuschrauben. Wenn Lehrkräfte denken, sie müssten Schüler auf ein Physikstudium vorbereiten, würden sie sich irren: „Die Hochschulen erwarten nicht, dass Studienanfänger mit einer umfassenden, fachsystematisch strukturierten Physikausbildung zu ihnen kommen.“ Auf keinen Fall dürfe die Begabtenförderung die Vermittlung einer guten naturwissenschaftlich-physikalischen Allgemeinbildung möglichst vieler Schüler behindern. Physik-Talente könnten auch in speziellen AGs gefördert werden, oder indem sie bei Wettbewerben unterstützt werden.

Die DPG fordert auch eine Vereinheitlichung der Stundenzahl für Physik in den Bundesländern. Diese schwanke derzeit zwischen 167 und 280 Schulstunden in der Sekundarstufe I. Der DPG schweben für die fünf Jahre dieser Stufe insgesamt zehn Wochenstunden vor. In der Oberstufe solle es einen verpflichtenden Grundkurs mit vier Wochenstunden geben. Benötigt würden zudem mehr junge Physiklehrkräfte: Knapp die Hälfte aller Physikunterrichtenden sei älter als 50 Jahre.

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