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Wissen: Viele Gene für Multiple Sklerose

Studie liefert neue Hinweise auf Ursachen des Leidens

Wissenschaftler haben neue Variationen im Erbgut gefunden, die bei der Nervenerkrankung Multiple Sklerose (MS) eine Rolle spielen. Für die Studie untersuchten die Experten die Gene von mehr als 9700 MS-Patienten und verglichen sie mit denen von knapp 17 400 gesunden Menschen. Die Daten bestätigen eine Verbindung zwischen Zellen und Faktoren des Immunsystems und der Erkrankung, schreiben die Autoren im Fachjournal „Nature“.

Multiple Sklerose ist eine chronische, entzündliche Nervenerkrankung, die in Schüben verläuft. Forscher gehen davon aus, dass körpereigene Abwehrzellen die Myelinscheiden um die Nerven in Rückenmark und Gehirn schädigen, die diese eigentlich schützen sollen. Dass eine erbliche Veranlagung für die Erkrankung besteht, ist seit längerem bekannt. Zu den Symptomen können Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl, Doppelbilder und Schwindel gehören.

Bei der Auswertung der Daten aus 15 Ländern konnten 20 bekannte Gene bestätigt werden und 29 neue Genorte identifiziert werden, die das Risiko beeinflussen, an MS zu erkranken. Viele der entdeckten Genorte spielen eine grundlegende Rolle für das Immunsystem. „Die Studie unterstützt die These, dass der Multiplen Sklerose eine Autoimmunreaktion zugrunde liegt und die therapeutischen Ansätze verstärkt werden müssen, diese in den Griff zu kriegen“, sagt Bernhard Hemmer, Neurologe am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Sein Team hat an der Studie mitgewirkt.

„Es gibt eine deutliche Überlappung mit Genen aus dem Immunsystem, die bei anderen Autoimmunkrankheiten wie Diabetes, Rheuma oder Psoriasis eine Rolle spielen“, sagt Hemmer. Weiterhin erlaube die große Zahl an bekannten Genorten nun Rückschlüsse darüber, welche Signalwege im Immunsystem von MS-Patienten besonders wichtig für die Erkrankung sind. Auch werde die These untermauert, dass der Vitamin-D-Stoffwechsel eine Funktion bei der Erkrankung habe, da zwei der gefundenen Gene für diesen von großer Bedeutung sind.

„Auch wenn dies eine große Studie ist, so ist es für das Thema Gentests noch viel zu früh“, betont Hemmer. „Es gibt mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere, seltene Gene, die noch nicht gefunden wurden und wichtig für die MS sind.“dpa

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