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Farbenfroh. Die dunklen, etwa 100 Meter langen Streifen, die am Hale-Krater anscheinend abwärts fließen, sollen durch heute noch existierendes salziges Wasser entstanden sein. Was auf dem Bild blau gefärbt ist, ist aber kein Wasser, sondern mineralisches Pyroxen.

© : NASA/JPL/University of Arizona

Wasser auf dem Mars: Nasa will Hinweise auf fließendes Wasser haben

Spuren von Wassereis wurden schon öfter nachgewiesen. Analysen von Daten der Raumsonde "Mars Reconnaissance Orbiter" deuten nun auf fließendes Wasser hin - die Voraussetzung für Leben.

Auf dem Mars gibt es wahrscheinlich auch heute noch flüssiges Wasser. Darauf deuten neue Analysen von Messdaten der Raumsonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ (MRO) der US-Raumfahrtbehörde Nasa hin. Salziges Schmelzwasser könnte demnach regelmäßig im Marssommer manche Steilhänge hinabfließen, wie Forscher um Lujendra Ojha vom Georgia Institute of Technology in Atlanta im Fachblatt „Nature Geoscience“ berichten. Die Analysen sind der bislang beste Beleg dafür, dass es auch heute noch zumindest zeitweise flüssiges Wasser auf dem Roten Planeten gibt.

Flüssiges Wasser ist von zentraler Bedeutung für Leben, wie wir es kennen. Auf dem Mars wurden bereits verschiedene Wassereisvorkommen und zahlreiche Hinweise auf ausgetrocknete Gewässer gefunden. Flüssiges Wasser selbst hingegen wurde bislang nicht direkt beobachtet. Seine Entdeckung hätte Bedeutung für die Suche nach vergangenem oder womöglich noch existierendem Leben auf dem Roten Planeten.

Die Forscher um Ojha hatten auffällige Fließstrukturen untersucht, die sich im Sommer regelmäßig an manchen Steilhängen auf dem Mars formen. Die in der Regel nur wenige Meter schmalen Strukturen entstehen, wenn die Temperaturen an den Hängen über rund minus 20 Grad Celsius klettern und regelmäßig auch den Gefrierpunkt übersteigen.

Schon seit der Entdeckung dieser Fließstrukturen spekulieren Forscher, dass sie von flüssigem Wasser stammen könnten, dessen Gefrierpunkt und Verdunstung durch Salze erheblich herabgesetzt wurde. Woher dieses Wasser kommen könnte, ist allerdings noch unklar. Es könnte von Eis abschmelzen, das unter dem Marsboden vermutet wird, oder von den Salzen aus der dünnen Marsluft gebunden werden. Die ist zwar so trocken, dass Regen praktisch unmöglich ist, doch bisher gibt es kaum Daten über den Feuchtigkeitsgehalt der Marsluft dicht über dem Boden.

Signaturen deuten auf Salzhydrate hin

Die Signatur von Wasser oder Salzen ließ sich an den Fließstrukturen in den bisherigen Messdaten allerdings nicht finden. Die Ortsauflösung des sogenannten Spektrometers, mit dem die Sonde die chemische Zusammensetzung des Marsbodens untersucht, ist dafür nicht fein genug.

Fließend. Auch am Garni-Krater gibt es dunkle Linien, die auf Salzwasser hindeuten. Sie sind teilweise mehrere hundert Meter lang.
Fließend. Auch am Garni-Krater gibt es dunkle Linien, die auf Salzwasser hindeuten. Sie sind teilweise mehrere hundert Meter lang.

© NASA/JPL/University of Arizona

Es kann maximal etwa 18 Meter große Bereiche pro Bildpunkt (Pixel) unterscheiden, und für die Auswertung müssen normalerweise die Werte von mehreren Pixeln kombiniert werden. Für die neue Analyse entwickelten die Forscher ein Verfahren, mit dem sich einzelne Pixel des Spektrometers auswerten lassen.

Tatsächlich zeigte sich in sorgfältig ausgewählten Pixeln, die zum Großteil von Fließstrukturen ausgefüllt werden, die Signatur typischer Salzhydrate. In der Umgebung fanden sich diese Signaturen dagegen nicht. Diese Beobachtung machten die Forscher bei Fließstrukturen an vier verschiedenen Orten auf dem Mars, heißt es in „Nature Geoscience“. Das lege sehr nahe, dass die Fließstrukturen von einer Salzlauge geformt würden. Und zwar "kurz, wenige Tage vorher", wie der Leiter der Studie, der Geologe Alfred McEwen von der Universität Arizona, der "New York Times" sagte.

Wasserfund macht Leben auf dem Mars nicht wahrscheinlicher

In seiner frühen Geschichte, bis vor mehreren Milliarden Jahren, gab es auf dem Mars durchaus Wasser genug für Seen und sogar Ozeane, vermuten Geologen aufgrund charakteristischer Beschaffenheiten des Bodens, die auf Flüsse und Sedimente hinweisen. Heute findet sich nur in den Polregionen des Planeten Wasser, allerdings in gefrorener Form.

Einen Tropfen flüssigen Wassers auf dem Mars hat auch jetzt noch kein Forscher direkt nachweisen können. Aber die Vermutung, dass fließendes Wasser verantwortlich ist für das Entstehen der von MacEwens Team entdeckten, im Jahreszeitenrhythmus kommenden und gehenden Fließstrukturen ("recurrent slope lines", R.S.L., genannt), liegt auf der Hand. Das nun auch die von Ojha mit dem Spektrometer nachgewiesenen Salze in diesem Rhythmus kommen und gehen, ist ein weiterer Hinweis, dass an der Theorie von flüssigem Wasser etwas dran sein könnte. Zumal die Salze den Gefrierpunkt des Wassers herabsetzen.

Die Salze sind allerdings auch ein Argument gegen die These, dass mit dem Nachweis flüssigen Wassers auch die Wahrscheinlichkeit auf Leben auf dem Mars steigt. Denn wenn das Wasser, um flüssig zu sein, so viel Salz enthalten muss, dann ist es alles andere als eine lebensfreundliche Umgebung für Organismen. "Was die Bewohnbarkeit des Mars für lebende Organismen betrifft, ändern die Forschungsergebnisse nichts", sagte Christopher McKay, Astrobiologe am Nasa Ames Research Center in Mountain View, der New York Times. In der Antarktis gebe es einen Salzsee, der aufgrund einer hohen Kalziumchlorid-Konzentration nicht gefriert, den Don Juan Pond, der kein Leben enthält. (dpa/skb)

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