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Zeit des Umschwungs. Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen können Frauen in den Wechseljahren erheblich zu schaffen machen.

© Juanmonino/Getty Images

Wechseljahre: Hormone fürs Herz?

Vor 15 Jahren brachen viele Frauen ihre Hormontherapien wegen erhöhten Schlaganfall und Herzinfarkt-Risiko ab. Eine neue Studie legt jetzt nahe, dass die Behandlung in den Wechseljahren doch schützen könnte.

Es gibt Frauen, die sich noch lebhaft an den Sommer 2002 erinnern. Als in den USA ein Teil der Studie der „Women’s Health Initiative“ (besser bekannt als WHI-Studie) vorzeitig abgebrochen wurde, brachen auch sie ihre in den Wechseljahren begonnene Hormontherapie ab. Der Grund: Anhand der Daten von über 16 000 Frauen hatte sich nicht nur gezeigt, dass die Einnahme von weiblichen Geschlechtshormonen das Risiko für Brustkrebs erhöht. Auch Herzinfarkte, Gefäßverschlüsse und Schlaganfälle traten wider Erwarten häufiger auf. Allerdings ist die Diskussion um die Frage, ob der Hormonersatz nicht doch gut für Herz und Gefäße sein könnte, nie zur Ruhe gekommen. Dieser Tage legen amerikanische Ärzte eine Studie vor, die diese Annahme stärkt.

Vor der Veröffentlichung der WHI-Studie waren Pillen, Gels und Pflaster mit Östrogen und Gestagen auch deshalb von Frauenärztinnen und -ärzten (allzu) großzügig verschrieben worden, weil man sich davon einen Schutz für Herz und Gefäße erhoffte. Was wiederum plausibel erschien, erleiden doch junge Frauen deutlich seltener einen Infarkt als gleichaltrige Männer, während das Risiko sich später dem der Männer angleicht.

Kritik an WHI-Studie hielt an

Seit der WHI-Studie gilt die klare Empfehlung: Östrogene (und Gestagene oder Progesteron zum Schutz der Schleimhaut der Gebärmutter, falls diese nicht zuvor entfernt wurde) sollten nur dann gezielt zum Einsatz kommen, wenn Frauen unter Hitzewallungen und nächtlichem Schwitzen leiden, und auch dann möglichst nur für kurze Zeit und in möglichst niedriger Dosierung.

Doch die Diskussion hielt und hält an. Kritiker monieren an der WHI-Studie, mit einem Altersdurchschnitt von Mitte 60 seien die Frauen zu alt gewesen, um wirklich Aussagen über die vorbeugende Wirkung einer Hormontherapie in den Wechseljahren zu treffen. Möglicherweise gebe es direkt um den Zeitpunkt der letzten Monatsblutung herum ein günstiges Fenster der Gelegenheit zum Schutz von Herz und Gefäßen.

Zu dieser „Timing-Hypothese“ existieren widersprüchliche Studienergebnisse. Zuletzt zeigte sich in der „Keeps“-Studie, deren Ergebnisse 2014 veröffentlicht wurden, zwischen Frauen, die in der frühen Menopause niedrig dosiert Hormone bekamen, und einer Vergleichsgruppe kein Unterschied hinsichtlich des Risikos für Gefäßverkalkung.

Bei guter ärztlicher Begleitung könnten Hormone nützen

In dieser Situation ist eine Untersuchung interessant, die Forscher um Yoav Arnson vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles in der nächsten Woche beim Kongress der amerikanischen Kardiologen in Washington vorstellen werden. Die Mediziner können sich zwar nur auf die Daten von 4200 Frauen aus einem Zentrum stützen, deren Geschick haben sie aber im Schnitt über acht Jahre verfolgt. Sie waren alle zwischen 1998 und 2012 in der Klinik, um eine CT-Untersuchung zu bekommen, mit der Kalkablagerungen in ihren Herzkranzgefäßen entdeckt und gemessen werden sollten – die das Risiko für einen Infarkt erhöhen.41 Prozent der Frauen nahmen zum Zeitpunkt dieser Untersuchung Hormone ein, mit fallender Tendenz seit dem Jahr 2002. Bei den Frauen aus dieser Gruppe zeigte sich deutlich häufiger der niedrigste und deutlich seltener der höchste Wert bei der Messung des Herzgefäß-Kalks. Noch wichtiger ist, was sich Jahre später ereignete. Ihr Risiko, zu den sechs Prozent der Frauen zu gehören, die im Nachbeobachtungszeitraum starben, war um 30 Prozent geringer als das der Frauen, die keine Hormone nahmen. Bei guter ärztlicher Begleitung können Hormone nützen, folgert Arnson in einer Mitteilung zur Studie.

Die Ergebnisse der Beobachtungsstudie sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Auch wenn die Forscher bekannte Risikofaktoren wie Diabetes oder hohe Blutfettwerte berücksichtigten, können sich die beiden Gruppen unterscheiden. Wer – vor allem vor der WHI-Studie – Hormone nahm, lebte vermutlich insgesamt gesundheitsbewusster. Um zu belegen, dass es wirklich die Hormontherapie ist, die das Herz schützt, führt kein Weg an großen Langzeit-Studien vorbei, für die sich Frauen nach dem Zufallsprinzip einer der beiden Gruppen zuordnen lassen. Dass ausgewogene Ernährung und viel Bewegung dem Herzen guttun, weiß man dagegen schon heute.

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