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Weltraum: „Schwarzes Loch“ – sein Begriff

Er war einer der letzten Kollegen von Albert Einstein, war beim Bau der Atombombe dabei und der Schöpfer des Begriffs. Der US-Physiker John A. Wheeler starb im Alter von 96 Jahren.

Er war einer der letzten Kollegen von Albert Einstein, war beim Bau der Atombombe dabei und der Schöpfer des Begriffs „Schwarzes Loch“: John Archibald Wheeler. Geboren 1911 in Florida, zog er schon bald aus, einer der ganz großen Physiker des 20. Jahrhunderts zu werden.

Zeitlebens interessierte Wheeler sich nur für die ganz großen Projekte und Fragen der Physik. Schon mit 21 Jahren promovierte Wheeler an der Johns-HopkinsUniversität in Baltimore und wurde in den 30er-Jahren Professor an der Princeton-Universität in New Jersey.

In Princeton begann seine steile Karriere. 1939 kam der dänische Physiker Niels Bohr, der zu seinem Mentor wurde, aus dem von Krieg gezeichneten Europa in die USA und verkündete Wheeler die Hiobsbotschaft: deutsche Physiker hatten die Kernspaltung geschafft.

Bohr und Wheeler beugten sich über die Gleichungen – und binnen wenigen Wochen hatten sie eine Theorie der Kernspaltung entwickelt. Es kam zum „Manhattan-Projekt“ und dem Bau der ersten Atombombe.

Mit Einstein, der sich damals ebenfalls an der Princeton-Universität befand, diskutierte er über das Wesen der Realität, später versuchte er verzweifelt in einem vergeblichen Suchen nach der „Weltformel“, Einsteins Relativitätstheorie weiterzuentwickeln.

Einstein ließ ihn nicht los. Es war Robert Oppenheimer, der Leiter des Manhattan-Projekts , der erkannt hatte, dass sich aus Einsteins Formeln ein fast unvorstellbares Phänomen ergab: Nach dem Tod eines Sterns schien es möglich, dass dessen Masse in sich zusammenfallen konnte, und zwar zu einem unendlich kleinen Punkt. Aufgrund der extremen Dichte war die Schwerkraft dieses Punktes so enorm, dass selbst Licht ihm nicht entweichen würde. Als Wheeler 1967 auf einer Konferenz in New York über das rätselhafte Phänomen sprach, griff er einen Zwischenruf aus dem Publikum auf und nannte den Punkt „Schwarzes Loch“.

Wheeler war nicht unumstritten. Im Gegenteil, viele seiner Kollegen hielten ihn für allzu nationalistisch. So unterstützte er auch später den Vietnamkrieg.

Auch in theoretischer Hinsicht provozierte er, ging bis hart an die Grenze des Exotischen, fast des Esoterischen.

Er dachte ohne Rücksicht auf Verluste, hinterfragte alles, wie ein kleines Kind – wenn auch ein geniales. Sind Raum und Zeit nur die Ausprägungen einer noch grundlegenderen Ebene der Wirklichkeit? Was ist der Unterschied zwischen Information und Materie? Warum gibt es überhaupt etwas und nicht nichts? Seine Art des Fragens, seine Ideen regten viele seiner Schüler zu Höchstleistungen an. Darunter war Richard Feynman, der später einen Nobelpreis für seine Beiträge zur Quantentheorie bekam. „Manche Leute denken, John Wheeler sei erst in seinen späteren Jahren verrückt geworden“, sagte Feynman einmal. „Tatsächlich war er schon immer verrückt.“

Wheeler erlag am Sonntagmorgen einer Lungenentzündung, wie seine Tochter der „New York Times“ berichtete. Er wurde 96 Jahre alt. (bas)

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