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Wissen: „Wer scheitert, dem hilft Papa“ Geld von Zöllner für abgelehntes HU-Konzept?

Gerade erst hat Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner klargestellt, er wolle das Geld aus seinem Masterplan für die Forschung nicht durch seine Verwaltung oder durch „Proporzrunden“ verteilen. Jetzt droht aus Sicht von Beobachtern aber eben das.

Gerade erst hat Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner klargestellt, er wolle das Geld aus seinem Masterplan für die Forschung nicht durch seine Verwaltung oder durch „Proporzrunden“ verteilen. Jetzt droht aus Sicht von Beobachtern aber eben das. Der Senator erwäge, das im Exzellenzwettbewerb gescheiterte Zukunftskonzept der Humboldt-Universität zu bezuschussen, ist zu hören. Es liefen Gespräche mit HU-Präsident Christoph Markschies, dem HU-Kuratoriumsvorsitzenden Günter Stock, dem Vorstandsvorsitzenden der Charité Detlev Ganten und dem zukünftigen Direktor des an der HU geplanten Instituts für Lebenswissenschaften, Karl Max Einhäupl. Dieses Institut, das Geistes- und Sozialwissenschaften mit der Medizin und den Naturwissenschaften verzahnen soll, steht im Mittelpunkt des Zukunftskonzepts der HU.

Sollte Zöllner dieses gescheiterte Konzept tatsächlich finanzieren, komme dies einer „Verhöhnung all derjenigen gleich, die im Exzellenzwettbewerb erfolgreich waren“, sagt ein Insider. Die Botschaft „Wer nicht reüssiert, bekommt Geld direkt von Papa“, sei für die Wissenschaft ein „katastrophales Signal“, das schweren Flurschaden anrichten werde. Die erfolgreichen Projekte im Elitewettbewerb hätten sich in einem „sehr harten, aber fairen Verfahren“ durchgesetzt, sagt der HU-Professor.

Ist das Konzept der HU aber nicht nur knapp gescheitert? Diesen Eindruck hat HU-Präsident Markschies versucht vor den Gremien seiner Uni zu erzeugen. Dabei hat er sich auf das Gutachten der Experten im Elitewettbewerb berufen. Dort sei das geplante Institut als „mutig“ und „zukunftsweisend“ „sehr gelobt“ worden. Unterdessen verweisen Kenner spöttisch darauf, „mutig“ bedeute in der Sprache der Gutachter nichts anderes als „völlig unrealistisch“ und „riskant“. Auch gäben die Gutachten nur einen Ausschnitt aus der Kritik und diese auch nur geglättet wieder. Tief blicken lasse allein, dass die HU durchgefallen sei. In der Tat ist die HU nicht so knapp gescheitert wie Markschies behauptet. Die Gutachter hatten sie bereits auf „rot“ gestellt (also von ihrer Förderung abgeraten), bevor die Politiker begannen, sich über die als förderungswürdig eingestuften Unis zu streiten.

Kritiker des HU-Konzepts wundern sich darüber nicht. Der Präsident habe die großen Stärken der HU in seinem Antrag nicht annähernd zur Geltung gebracht. Sein Begriff von den Lebenswissenschaften sei nicht nur schwammig, er beinhalte auch einen „Überlegenheitsanspruch“ der Medizin gegenüber anderen Disziplinen, der „politisch und intellektuell schlimme Effekte“ zeitigen werde. Viele Wissenschaftler an der Uni hätten sich deshalb darüber geärgert, dass das neue integrative Institut mit Einhäupl einen Mediziner zum Direktor bekommen soll, die Geistes- und Sozialwissenschaften aber nicht in der Leitung abgebildet werden.

Zöllner wollte sich zu der Frage, ob er das HU-Institut fördern werde, nicht äußern. Vor wenigen Tagen hatte er jedoch mitgeteilt, bis zur Gründung der Superuni seien auch „Einzelentscheidungen“ über eine Bezuschussung von Projekten im Rahmen des Masterplans denkbar. Eine Förderung des gescheiterten HU-Konzepts ist damit nicht ausgeschlossen. akü

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