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Wettbewerb: Ein Herz für den Campus

Science City: Der Schinkel-Wettbewerb 2011 entwirft Lösungen für das Gelände der TU Berlin

Im vergangenen Jahr ging es um die neue alte Mitte Berlins zwischen Alexanderplatz und Humboldt-Forum, 2012 wird Potsdam das Thema sein, wo sich ebenfalls Fragen nach Stadtrekonstruktion und Stadtreparatur stellen. Der Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (AIV), der mit dem Schinkel-Wettbewerb den ältesten und renommiertesten Nachwuchswettbewerb im Bereich Architektur auslobt, hatte schon immer ein Händchen für aktuelle Themen – auch mit der diesjährigen Aufgabe „Science City“.

Das Gelände, um das es geht, wird täglich von Tausenden von Menschen durchquert. Und doch ist es eine hauptstädtische Problemzone. Dass der Universitätsstandort City-West mit den Bauten von UdK und TU trotz zentraler Lage dringend überarbeitungsbedürftig ist, ist bekannt – seit 2009 gibt es einen Masterplan hierzu. Passiert ist nicht viel: Wer durch das Universitätsgelände läuft, begegnet Parkplätzen, Abstellflächen, Containern, Bauzäunen. Offenheit und klare Wegführung geht anders.

In der Auslobung gefragt waren Visionen für die Entwicklung des Areals unter Einbeziehung der Schleuseninsel am Landwehrkanal. Die Probleme liegen auf der Hand: Die Straße des 17. Juni teilt das Gelände in eine Nord- und eine Südhälfte. Wildwuchs, planlose Verdichtung und fehlende Verbindungen zwischen den Instituten haben den Campus zum Labyrinth gemacht. Hier sind Visionen gefragt. Dabei nutzt es durchaus, dass nicht wenige der Einreicher an der TU studieren. Sie wissen, wovon ihre Pläne sprechen.

Das Lieblingsthema heißt: Brücken und Wege. Mit einer helixförmigen Gitterbrücke überspannen Gregor Korpas, Albert Pérez, Mark Karl Schulz und Emanuela Smiglak (TU Berlin) den Landwehrkanal und erschließen die Schleuseninsel – ihr eleganter Entwurf wurde mit einem Schinkelpreis ausgezeichnet. Landschaftsarchitekten werten das Einstein-Ufer zum Uferpark auf, oder akzentuieren Freiflächen zwischen Gebäudekomplexen mit Bäumen, Boxen und Betonelementen.

Den kühnsten, wenn auch strittigsten Entwurf liefern die Berliner Sebastian Awick und Christian Seidel, die dafür den Schinkelpreis im Bereich Architektur erhalten: Sie verlegen die Straße des 17. Juni auf eine Brückentrasse, unter der sich Seminarbereiche, Veranstaltungsräume und Cafés befinden. Der Platz zwischen Süd- und Nordgelände wird zum Campus-Herz, einer abgesenkten Fläche, die die Studenten frei passieren können. Der Hochstraßenentwurf selbst ist recht wuchtig, mit einem massiven Betonband ausgefallen. Ob sich südliche Lebensqualität unter diesem Straßenband einstellen würde, ist noch die Frage. Die Diskussion ist eröffnet. Christina Tilmann

Ausstellung der Entwürfe: Amerikahaus, Hardenbergstraße 22–24, bis 27. März, täglich 13 bis 18 Uhr. Eintritt frei.

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