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Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

© Promo/bbaw

Akademie-Präsident Günter Stock zum 70.: Zielbewusst und verbindlich

Vom Mediziner zum international agierenden Pharma-Manager, vom Flüchtlingskind zum Akademie-Präsidenten: Günter Stock ist eine der prägenden Figuren der Wissenschaftsstadt Berlin. Eine Würdigung zum 70. Geburtstag.

Natürlich trägt auch er die Amtskette des Präsidenten der 300-jährigen Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit Stolz. Aber von der Allüre eines Olympiers hat Günter Stock nichts. Vielmehr geht er mit Amt und Würde fast spielerisch um, unter dem Oberlippenbart öfters einen leichten Anflug von Ironie. Sein Ruf als Wissenschaftsmanager ist legendär, und den Spott, die Zahl seiner Mandate in Kuratorien und Vorständen sei so groß, dass es leichter sei, die aufzuzählen, die er nicht innehabe, kann er leicht wegstecken. Denn aus der Entwicklung Berlins als Wissenschaftsstandort, die eines der erfreulichsten Kapitel der Nachwendezeit darstellt, ist er gar nicht wegzudenken.

In unterschiedlichen Funktionen hat er daran mitgewirkt. In den Debatten um die Biotechnologie, das Gesundheitssystem oder die Genom-Forschung, wo immer Fäden geknüpft und Tore aufgestoßen werden mussten: Stock vermittelte, gehörte zu den Strippenziehern, öfters auch hinter den Kulissen. Dabei war er die längste Zeit ein Mann der Industrie, Forschungsvorstand bei Schering. Bis er 2006 an die Spitze der Akademie trat – als Naturwissenschaftler und global agierender Manager in der geisteswissenschaftlich geprägten Institution eher eine Fehlfarbe. Aber einstimmig gewählt.

Da muss es auffallen, wie sich in Stocks Laufbahn Zielbewusstsein mit der Bereitschaft mischt, sich auf neue Aufgaben umzustellen. Der junge Mediziner hat fest die Wissenschaft im Auge – mit 26 Jahren Promotion, mit 36 Professor für Vegetative Physiologie in Heidelberg. Wenig später die Kehre in die angewandte Forschung, bald als Vorstandsmitglied, zuständig für die Arbeit von 4000 Leuten auf drei Kontinenten. Dann der Sprung an die Spitze der Großorganisation der Akademie.

Die Außenwirkung der Akademie verstärkt

Stock hat, in der Manier eines behutsamen Hausvaters, mit den Pfunden der Akademie gewuchert. Er hat unaufgeregt Akzente gesetzt, aber auch Schlappen einstecken müssen. Das ehrgeizige Vorhaben einer nationalen Akademie scheiterte an der Beharrungskraft der deutschen Akademien-Vielfalt. Dafür ist er nun auch noch Präsident der Union der deutschen Akademien und All European Academies. Nicht zuletzt hat er die Außenwirkung der Akademie gestärkt, und nun drängen sich beim regelmäßig veranstalteten Salon Sophie Charlotte, bei dem die Akademie zeigt, was sie kann, bis zu 2000 Besucher in den Räumen ihres schönen Hauses am Gendarmenmarkt.

Seine Themen verfolgt er mit liebenswürdiger Ausdauer

Der 70. Geburtstag, den Stock an diesem Freitag begeht, feiert die Akademie mit einer Debatte über den Bildungsraum Europa. Da passt der Jubilar hinein: als Beispiel eines Aufstiegs aus eigener Kraft. Mit dem Aufwachsen in einem Lehrerhaushalt im Reihenhaus in der Nähe von Pforzheim, wo die Flucht der Familie nach dem Krieg endete. Allerdings mag ihm seine Herkunft neben dem pittoresken Namen seines kroatischen Geburtsorts Sidski Banovci vielleicht auch noch einen Hauch donauschwäbischer, k.u.k.-Verbindlichkeit hinterlassen haben. Sein Ruf verdankt sich seiner Fähigkeit, Themen mit liebenswürdiger Ausdauer zu verfolgen, ohne sich von seinem Ziel abbringen zu lassen.

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