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Zika-Viren, hier in einer elektronenmikroskopischen Aufnahme, sind etwa 40 Nanometer große, kugelförmige Viren der Flaviviridae-Familie. Sie stehen im Verdacht, der Hirnentwicklung von Kindern im Mutterleib infizierter Schwangerer zu schaden und bei Erwachsenen neurologische Komplikationen zu verursachen.

© CDC/Cynthia Goldsmith/dpa

Zika und seine Folgen: Wenn das Immunsystem den Körper mit dem Gegner verwechselt

Ist das Risiko für das Guillain-Barré-Syndrom - und damit Lähmungen - nach einer Zika-Infektion leicht erhöht? In Brasilien melden Krankenhäuser ungewöhnlich viele Fälle.

In Niterói, der Nachbarstadt von Rio de Janeiro, wurden seit Beginn des Jahres bereits 16 Patienten aufgrund des Guillian-Barré-Syndroms behandelt. Die teilweise schwerwiegenden Lähmungen begannen jeweils zwei Wochen nach einer Zika-Infektion. Sechs Menschen liegen derzeit im Universitätsklinikum „Antônio Pedro“, der Zustand von zwei Personen ist kritisch. Das berichtete die brasilianische Zeitung „O Globo“. Normalerweise gebe es in dem Krankenhaus fünf Fälle pro Jahr.

Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die durch Bakterien und Viren ausgelöst werden kann – darunter die Grippe, das Eppstein-Barr-Virus, Cytomegalovirus, Dengue und Campylobacter. In jedem Jahr erkranken daran ein bis zwei von 100 000 Menschen.

Das Immunsystem attackiert den eigenen Körper

„Beim Guillain-Barré-Syndrom attackiert das Immunsystem des Körpers die peripheren Nerven, also Nervenbahnen außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks“, sagt Sasha Zivkovic, Neurologe der Universität von Pittsburgh. „Vermutlich ist ein molekularer Mimikry die Ursache.“ Damit meint er, dass sich die Immunzellen gegen ein Ziel auf den Krankheitserregern richten, das Eiweißen ähnelt, die beispielsweise die Fortsätze von Nervenzellen umhüllen. Sie würden durch eine Verwechslung angegriffen. Es kommt zu Lähmungen und Missempfindungen., die oft an Füßen und Händen beginnen und sich rasch ausbreiten. Bei manchen Patienten ist die Lunge betroffen, sie müssen beatmet werden. Die meisten Erkrankten erholen sich. Zwei Drittel behalten leichte neurologische Schäden zurück, die das alltägliche Leben nicht behindern. Etwa fünf Prozent sterben.

Erste Analysen der Zika-Ausbrüche zeigen, dass das Guillain-Barré-Risiko bei diesem Virus erhöht sein könnte. So hatte es bis Juli 2015 in Brasiliens Bundestaat Bahia 42 Guillain-Barré-Patienten gegeben, 26 davon erinnerten sich an Zika-Symptome. Insgesamt verzeichnete das Land im Jahr 2015 einen Anstieg um 19 Prozent, heißt es in einem Situationsbericht der WHO. In Kolumbien gebe es normalerweise rund 240 Fälle pro Jahr, in den ersten fünf Wochen des Jahres wurden aber 86 Erkrankte gezählt. Eine auffällige Häufung melden derzeit auch El Salvador und Surinam. Die WHO rief Ärzte in den Epidemiegebieten dazu auf, nicht nur auf Mikrozephalien bei Neugeborenen, sondern auch auf neurologische Komplikationen bei Erwachsenen achten.

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