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Zoologie: Wenn Schlangen aus Bäumen fallen

Kälteeinbrüche bringen Reptilien aus dem Gleichgewicht.

Wissenschaftler, die die Agilität von baumlebenden Schlangen untersuchen, haben mit genauen Beschreibungen begonnen, wann und wie Reptilien aus ihren Bäumen fallen.

Wie alle Kaltblüter können Schlangen ihre Körpertemperatur nicht kontrollieren. Stattdessen passen sie sich den Umgebungsbedingungen an und verlangsamen zum Beispiel ihre Bewegungen, wenn die Temperaturen fallen. Wenn es besonders kalt wird, werden manche Reptilien vollständig unbeweglich, was Probleme verursachen kann. Ein Kälteeinbruch in Florida im vergangenen Winter zum Beispiel ließ Leguane aus ihren Baumbehausungen fallen.

Für ihre Untersuchungen zeichneten Gary Gerald und seine Kollegen an der Miami University in Ohio Schnelligkeit, Körperhaltung und Gleichgewichtsfertigkeiten von Kornnattern (Elaphe guttata) auf horizontalen Balken bei 10° C, 20° C und 30° C auf. Die Schlangen wurden den Temperaturen in einem klimakontrollierten Labor zwei Stunden lang ausgesetzt, bevor sie ermutigt wurden, die "Äste" zu überqueren, die Durchmesser von 3, 6 und 10 Zentimetern hatten. Beobachter standen darunter, um die Schlangen aufzufangen, falls sie stürzten, darüber hinaus lagen Sicherheitskissen unter den künstlichen Bäumen, für den Fall, dass die Beobachter die fallenden Schlangen verfehlten oder fallen ließen.

Schlangen in prekärer Lage

Das Team berichtet im Journal of Experimental Zoology (1), dass sich die Schlangen bei hohen Temperaturen schneller bewegten und sich auf den Ästen aller Durchmesser eher ausstreckten. Bei niedrigeren Temperaturen bewegten sich die Schlangen viel langsamer und nahmen eine geschlungene Körperhaltung ein - ihre Körper wanden sich um die Äste, um Stabilität zu gewinnen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schlangen fielen, war bei den kältesten Temperaturen zehnmal größer als bei den wärmsten, selbst wenn sie immer noch beweglich waren. Das Fallen und die gewundene Körperhaltung weisen darauf hin, dass Temperaturen ebenso Auswirkungen auf das Gleichgewicht wie auf die Beweglichkeit haben, meinen die Forscher.

Die Schlangen, die kälteren Temperaturen ausgesetzt waren, waren bei diesem Experiment nicht sonderlich kooperativ. Möglicherweise wissend, was ihnen bevorstand, versuchten sie häufig nicht einmal, die Äste zu überqueren. In solchen Fällen von Insubordination mussten die Wissenschaftler die Schlangen an der Unterseite ihres Schwanzes kitzeln, um sie anzustupsen.

Entgegen allen Annahmen fielen die Schlangen bei kalten Temperaturen seltener von dünnen Ästen als von dickeren, vielleicht weil sie sich besser um die dünnen Äste winden konnten.

Ihre Agilität in dünnem Geäst gibt Schlangen einen gewissen Vorteil gegenüber anderen baumlebenden Tieren, sagt Gerald. "Die Leute denken oft, Schlangen seien im Nachteil, weil sie keine Beine haben, aber in den Bäumen bringt es sie fraglos voran."

Die Studie könnte dabei helfen, einige Aspekte der Schlangen-Ökologie zu erklären. "Dass so viele Schlangen abstürzen, wenn es kalt wird, könnte erklären, warum so wenige baumlebende Schlangenarten außerhalb der Tropen zu finden sind", sagt der Biologe und Schlangenexperte John Socha von der University of Chicago in Illinois.

(1) Gerald, G. W. , Mackey, M. J. & Claussen, D. L. J. Exp. Zool. 309A, 147-156 (2008).

Dieser Artikel wurde erstmals am 4.3.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.641. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Matt Kaplan

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