Nouvelle Chanson: Lou Doillon, die Erbprinzessin
Ohne Serge Gainsbourg wäre die französische Popmusik sehr viel grauer und provinzieller. Wobei die Verdienste des notorischen Womanizers nicht nur darin lagen, seinen chansonversessenen Landsleuten stilistische Seitenpfade wie Progressive Rock oder Reggae nahezubringen, sondern eben auch darin, eine Art Dynastie zu inthronisieren, die bis zum heutigen Tag – mehr als zwei Jahrzehnte über seinen Tod hinaus – die Popszene im Nachbarland mitbestimmt.
Ohne Serge Gainsbourg wäre die französische Popmusik sehr viel grauer und provinzieller. Wobei die Verdienste des notorischen Womanizers nicht nur darin lagen, seinen chansonversessenen Landsleuten stilistische Seitenpfade wie Progressive Rock oder Reggae nahezubringen, sondern eben auch darin, eine Art Dynastie zu inthronisieren, die bis zum heutigen Tag – mehr als zwei Jahrzehnte über seinen Tod hinaus – die Popszene im Nachbarland mitbestimmt. So wäre aus der britischen Schauspielerin Jane Birkin ohne die skandalträchtige Liaison mit Gainsbourg wohl kaum eine Pop-Ikone geworden, deren Töchter aus ebendieser und der späteren Beziehung mit dem Filmregisseur Jacques Doillon wiederum zu den schillerndsten Figuren der französischen Pop-Gegenwart gehören.
Wobei das für Charlotte Gainsbourg schon seit einigen Jahren gilt, für ihre Halbschwester Lou Doillon (hier auf einem Foto von ihrer anderen Halbschwester Kate Barry, Tochter aus Birkins Ehe mit dem Filmkomponisten John Barry) aber erst seit vorigem Herbst. Da erschien das Debütalbum der zuvor als Schauspielerin und Model tätigen Künstlerin. „Places“, das in Frankreich die Charts eroberte, erfindet den Nouvelle Chanson nicht neu, beeindruckt aber mit gediegenem Songwriting und ausgefuchster Dramaturgie. Doillons dunkles Timbre weckt Erinnerungen an US-Kolleginnen wie Aimee Mann oder Patti Smith, deren legendäres Lautlärmgedicht „Horses“ für das furiose Titelstück Pate stand. Produziert wurde die Platte mal nicht von der französischen Pop-Allzweckwaffe, dem designierten Gainsbourg-Erben Benjamin Biolay, sondern von Etienne Daho, der in den Achtzigern das Fähnlein innovativer Chansonpflege hochhielt.
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